Deutsche Bank kommt hinter Gitter

■ Fusion Krupp-Hoesch und Thyssen: Stahlarbeiter rücken heute in Frankfurt an, um gegen die Banken zu demonstrieren. Polizei sperrt die Bankpaläste ab. Die bayerische Maxhütte ruft eine „Woche der Unruhe“ aus

Frankfurt/Sulzbach-Rosenberg (taz) – Fünf vor zwölf wird es heute rundgehen auf dem Frankfurter Opernplatz: Dann wälzt sich die „Stahlwalze“ aus 30.000 bis 50.000 wütenden Thyssen-Leuten vor die Zwillingstürme „Soll und Haben“ der Deutschen Bank. Sie protestieren gegen die Unterstützung der Deutschen und der Dresdner Bank beim Versuch der Krupp- Hoesch, die Thyssen AG in Düsseldorf aufzukaufen. Die Bankzentrale werden die Arbeiter von Rhein und Ruhr wohl nur durch die Stahlgitter der Polizeiabsperrungen begutachten können. Verhältnisse wie in Bonn, als aufgebrachte Kohlekumpel die Bannmeile durchbrachen, erwartet die Polizei für Frankfurt allerdings nicht. Von den Veranstaltern sei dem Ordnungsamt eine „friedliche Demonstration“ angekündigt worden, hieß es gestern.

Die Verhandlungen der beiden Stahlkonzerne gingen gestern weiter. Bei den Gesprächen zwischen den Vorstandsvorsitzenden Gerhard Cromme (Krupp-Hoesch) und Dieter Vogel (Thyssen) über die Gründung einer gemeinsamen Stahltochter zeichnen sich angeblich Fortschritte ab. Eine Thyssen-Sprecherin gab sich zuversichtlich, daß im Übernahmestreit eine Lösung gefunden wird.

Mit in der Runde sitzt seit Sonntag auch der nordrhein-westfälische IG-Metall-Bezirksleiter Harald Schartau. Die IG Metall werde auf eine verbindliche Erklärung der Unternehmen dringen, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen, so Schartau gestern im ZDF. Gefährdet sind wohl vor allem Arbeitsplätze im unrentabelsten Stahlwerk von Krupp in Dortmund. Die IG Metall will Lösungen unterhalb des im Februar bei Krupp verabschiedeten Optimierungskonzepts nicht mittragen. Das Konzept sieht den Abbau von 2.200 der derzeit noch rund 10.000 Stahlarbeiterstellen vor.

Auch in anderen Stahlregionen Deutschlands wächst die Unruhe: Aus Protest gegen Verzögerungen bei der Zahlung von Löhnen und Sozialversicherungsbeiträgen haben die Beschäftigten des Oberpfälzer Stahlwerks Neue Maxhütte am Montag eine „Woche der Unruhe“ gestartet. Mit Kundgebungen, Fackelzügen und Mahnwachen am Hochofen wollen die 1.400 Arbeitnehmer für die Zukunft des Unternehmens in Sulzbach-Rosenberg kämpfen. Es sei denkbar, daß noch im Laufe der Woche ein Konkursantrag gestellt werden müsse, berichtete ein IG-Metall-Sprecher. Vor zehn Jahren waren Stahl- und Rohrwerk in Konkurs gegangen. Von rund 4.500 Arbeitsplätzen gingen mehr als 3.000 verloren. kpk/rem

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