Straßburg rüstet zum Widerstand gegen Rechts

■ Die Front National hält ihren zehnten Parteitag ab. Die Gegner warten schon

Paris (taz) – Wo immer die Front National auftaucht, stößt sie auf Gegendemonstrationen. Das wird auch an diesem Osterwochenende in Straßburg der Fall sein, wo die Rechtsextremen ihren 10. Parteitag abhalten. Künstler, Intellektuelle, Politiker, Priester und Gewerkschaften wollen diese Machtdemonstration von Jean-Marie Le Pen ins Gegenteil verkehren. Sie haben Dutzende von Aktivitäten vorbereitet, um die Rechtsextremen zu verdrängen und die elsässische Hauptstadt zum Zentrum des europäischen Widerstands zu machen. Sonderzüge und Busse aus Frankreich und aus den Nachbarländern sind angekündigt.

Ostern im Elsaß bietet etwas für jeden Geschmack. Morgen werden christliche und jüdische Geistliche ein ökumenisches Flugblatt verteilen (Auflage 50.000 Exemplare), in dem sie ihre „totale Opposition“ gegen „Antisemitismus und Rassismus“ ausdrücken. Sie werden in Karfreitagsgebeten vor der Intoleranz gegenüber den Fremden warnen, aus Protest fasten und Debatten organisieren. Einzig die muslimische Gemeinde der Stadt beteiligt sich nicht an der Initiative: Sie will die Front National nicht provozieren.

Am Samstag nachmittag findet die zentrale europäische Demonstration gegen die Front National statt, zu der sämtliche Organisationen aufrufen, die gegen den Faschismus sind. Eine Extratour machen bloß die französischen Konservativen – die wollen bereits am Vormittag eine eigene Kundgebung vor dem Kongreßzentrum abhalten. Parallel zu der nachmittäglichen Großdemonstration werden französische Gegner der Rechtsextremen mit einem Koffer und einer Flasche Wein auf die Rheinbrücke nach Kehl gehen, um dort symbolisch Asyl in Deutschland zu beantragen. Gleichzeitig laufen überall in Straßburg Happenings, Ausstellungen und Filmvorführungen.

Bereits seit Monaten bereiten örtliche Bürgerinitiativen das Ereignis vor. Zunächst versuchten sie vergeblich, ein Verbot des Parteitags zu erreichen. Die sozialistische Bürgermeisterin der Stadt, Catherine Trautmann, die vor einigen Jahren bereits einmal vor Gericht mit einem Veranstaltungsverbot für die Rechtsextremen gescheitert ist, favorisiert die „politische Auseinandersetzung“. Vorsichtshalber ließ sie im Stadtzentrum die Statue von Jeanne d'Arc, der französischen „Nationalheiligen“, derer sich die Front National gern für Propagandazwecke bedient, abmontieren.

Die Front National tut verständnislos. Ihr Chef Le Pen warnt „vor Ausschreitungen“ – selbstverständlich der Antifaschisten. Außerdem kündigte er an, er werde Anzeige wegen „Vorbereitung von Straftaten“ erstatten. Dorothea Hahn