Pilger seit Jahrhunderten auf dem Holzkreuzweg

Die zahlreichen Pilger, die alljährlich in der Karwoche auf der Jerusalemer Via Dolorosa den Leidensweg Christi abschreiten, sind nach Meinung des Dominikanerpaters Murphy O'Connor auf der falschen Fährte. Nach O'Connor begann der Kreuzweg nicht an der Festung, wo Jesus der Überlieferung nach von Pontius Pilatus zum Tode verurteilt wurde, sondern am Palast des Königs Herodes. Es sei nicht einleuchtend, daß der Prokurator während seines vorübergehenden Aufenthalts in Jerusalem in der kargen Festung Logis genommen haben solle, wo er doch in dem habe wohnen können. O'Connor zufolge wurde der Verlauf der Via Dolorosa erst im 14. Jahrhundert von Franziskanermönchen neu festgelegt. Es handele sich dabei um eine Art Unfall der Geschichte. Sollte der Pater recht behalten, ist mehr als die Streckenführung diskussionswürdig: Zur Zeit pilgert man dann nämlich auch verkehrtherum.Foto: vario press