Das Portrait
: Unspektakulär und effizient

■ Ekkehard Schulz

Im Fusionieren hat er Übung. Als Vorstandschef der Thyssen Stahl AG führte Ekkehard Schulz die lange eigenständigen Sparten Stahl und Edelstahl zusammen. Er ordnete den Konzernsektor neu – und schrumpfte ihn dabei innerhalb von vier Jahren von 58.000 auf 35.000 Mitarbeiter.

Die neue Aufgabe ist ein paar Nummern größer: Beim Zusammengehen der Stahlbereiche von Thyssen und Krupp wird der größte Stahlkonzern Europas entstehen. Schulz als neuer Boß dieses Giganten dürfte keine allzu großen Schwierigkeiten haben, bei der anstehenden Rationalisierungsrunde die angekündigten 6.600 Stellen abzubauen.

Als „unspektakulär“ gilt die Karriere des Thyssen-Eigengewächses, doch konsequent hat sich der Bankersohn, der 1941 im damals westpreußischen Bromberg geboren wurde, an die Spitze des Stahlkonzerns hochgearbeitet. Immerhin kennt er die Metallmaterie aus dem Effeff: Das ungewöhnliche Fach Eisenhüttenwesen hat er während der sechziger Jahre studiert, um anschließend an der TU Clausthal zum Dr.- Ing. zu promovieren.

Vor 25 Jahren schon begann er als Vorstandsassistent bei der damaligen Thyssen Niederrhein in Oberhausen. Da war er gerade mal dreißig Jahre alt. Dreizehn Jahre später gehörte er dem Vorstand der Duisburger Thyssen Stahl AG an, dessen Vorsitz er als Nachfolger von Heinz Kriwet vor fünf Jahren übernahm.

Den Job als Boß des neuen Thyssen-Krupp-Stahl-Konzerns hat Schulz sicher; allerdings muß er noch ein wenig warten, bis er seinen Chefsessel in Besitz nehmen kann. Zuvor müssen noch die Aufsichtsräte der beiden Unternehmen sowie die EU-Kommission in Brüssel der Fusion zustimmen. Wunschtermin für den Start des neuen Unternehmens, so heißt es aus Schulz' Umgebung bei Thyssen, sei der 30. September.

Der designierte Chef läßt sich derzeit nicht mehr entlocken, als daß er es als „herausfordernde Aufgabe begreift, den europaweit größten Flachstahlhersteller gut auf dem Weltmarkt zu positionieren“. Aufschlußreicher sind da schon Aussagen aus der Vergangenheit: Stets hatte sich Schulz gegen das „Subventionsunwesen“ im europäischen Stahlmarkt ausgesprochen. Er selbst wünscht sich dagegen Unterstützung von seiten der Politik gegen Preisdumping und subventionierte Stahleinfuhren. Gudrun Giese