Im Sturmschritt zur Universitätsprofessur

■ Wissenschaftsrat und Kultusministerkonferenz wollen mehrere Wege zur Professur zulassen. Promotions- und Habilitationszeiten sollen verkürzt werden

Den lebenslangen Job kann man sich am zukunftsfähigen Standort Deutschland abschminken, tönt es immer wieder. Nun sollen auch die ProfessorInnen dran glauben. Bis zur Pensionierung dürfen sie heute, als Beamte, an der Uni bleiben.

Allerdings steigen sie erst spät ein: Die meisten Professoren bekommen ihre Lehrbefugnis erst mit 40 bis 42 Jahren. Das soll nicht so bleiben, sagt der Wissenschaftsrat. Das Gremium, das seit 1957 die BildungspolitikerInnen berät, hat sich in die Diskussion um ein neues Hochschulrahmengesetz eingeschaltet.

In einem Alter von „Mitte Dreißig“, so der Wissenschaftsrat, soll die „Qualifizierungsphase“ der Lehrenden abgeschlossen sein. Idealerweise müßte „spätestens im zweiten Jahr nach der Promotion ein Statusgespräch“ stattfindenden. Es soll „der Einweisung des Nachwuchswissenschaftlers in eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent dienen“.

Damit es schnell geht, möchte der Wissenschaftsrat, daß die Habilitation nicht mehr der einzige Weg zur Professur ist. Besonders in Fächern, in denen Qualifikationen vor allem im direkten Austausch mit einer internationalen Wissenschaftlergemeinschaft erworben werden, soll die Habilitationsschrift eingespart werden. Zum Beispiel bei den Naturwissenschaften. Der internationale Austausch mittels kleinerer Veröffentlichungen sei heute wichtiger. Und letzlich sei nicht entscheidend, wo und wie die Qualifizierung erworben wurde, sondern ob sie im Berufungsverfahren nachgewiesen werden könne. Auch Peter Grottian, Politologieprofessor an der Freien Universität Berlin, hält wenig von der traditionellen Habilitation. „Dieser akademische Hürdenlauf hat viel von einem Spießrutenlauf. Unter anderem deswegen haben wir die Frauenquote bisher nicht erhöhen können“, argumentiert der Wissenschaftler, der sich mit verschiedenen Reformmodellen einen Namen gemacht hat.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sich Ende Februar den Empfehlungen des Wissenschaftsrates angeschlossen. Zumal es im nächsten Jahrzehnt großen Ersatzbedarf gibt. Denn viele ProfessorInnen wurden in den siebziger Jahren auf neugeschaffene Lehrstühle berufen. Mittlerweile gehen sie stramm auf das Pensionsalter zu. Wer nicht will, daß die Plätze dann wieder für dreißig Jahre besetzt sind, läßt sich vielleicht für Profesuren auf Zeit erwärmen. „Weit stärker als bisher“ sollten solche Stellen eingerichtet werden – was auch rechtlich schon möglich sei. Allerdings sei die befristete Professur nicht für reifere Jahrgänge interessant, denn die könnten dann „in einer beruflichen Sackgasse“ enden.

Man sollte nicht bis zur Pensionierungswelle im nächsten Jahrzehnt warten, meint Peter Grottian. „Wir sind im Moment im Begriff, eine Nachwuchsgeneration auf den Schrotthaufen zu werfen.“ Hier seien heute befristete Teilzeitprofessuren sinnvoll, die nach dem Ausscheiden altgedienter KollegInnen in eine feste Professur münden könnten. Matthias Fink