Bombe gegen Junta

■ Legten Oppositionelle die Bombe oder Gegner aus den eigenen Reihen?

Bangkok (taz) – Im Haus eines führenden Mitglieds der birmesischen Militärregierung in Rangun ist am Sonntag abend eine Bombe explodiert. General Tin Oo, „zweiter Sekretär“ der Junta und Chef des Armeestabs, blieb unverletzt. Eine seiner Töchter soll getötet worden sein, ein hoher Offizier wurde verletzt. Ein Sprecher des Staatsrats für die Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung (Slorc) bestätigte gestern den Anschlag, nannte aber keine Einzelheiten.

General Tin Oo gilt als Falke in der Junta. Der Chef einer Abteilung für Sondereinsätze leitet Kampagnen gegen aufständische ethnische Minderheiten, derzeit gegen die Karen National Union (KNU) an der thailändischen Grenze. Der General soll innerhalb der Armee wegen seines harten Auftretens nicht sehr beliebt sein. Die Sicherheitsvorkehrungen um sein Haus waren in den letzten Wochen verschärft worden.

Bereits im vergangenen Dezember entging Tin Oo einem Attentat. Damals explodierte kurz nach dem Besuch des Generals in einem Tempel eine Bombe. Die Junta beschuldigte damals die KNU, hinter dem Anschlag zu stecken. Karen- Sprecher wiesen dies zurück. Birmesische Oppositionelle und ausländische Diplomaten spekulieren über einen Machtkampf innerhalb des Slorc. Die Junta hat es bislang jedoch vermocht, stets geschlossen aufzutreten.

Es sei auffällig, heißt es in Rangun, daß ein anderer hoher Slorc-General in den letzten Monaten kaum in der Öffentlichkeit aufgetreten ist: der militärische Geheimdienstchef und „erste Sekretär“, Khin Nyunt. Dieser galt zeitweise als heimliche Nr. 1 in der Junta. Er gab sich flexibler als seine Kollegen und traf 1994 sogar die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Doch Hoffnungen auf einen Dialog mit der Opposition wurden enttäuscht. Statt dessen setzt die Junta wieder auf Repression: Seit vergangenem Jahr sind Hunderte Anhänger Suu Kyis verhaftet worden. Jutta Lietsch