Von der Hafenstraße zu Hubbard?

■ Ex-Hafenstraßenanwalt Blohm im Scientology-Dunstkreis Von Thomas Koch

Einst Retter der Hafenstraßenhäuser, heute juristischer Helfer von Wohnungsumwandlern aus dem Dunstkreis der US-Psycho-Sekte Scientology? Ex-Hafenstraßenanwalt Rainer Blohm ist in die Schußlinie geraten. So wirft Willi Lehmpfuhl vom Mieterverein zu Hamburg dem Anwalt vor, „durch seine Aktivitäten die mieterfeindlichen Umwandlungspraktiken von scientologischen Spekulanten zu unterstützen“.

Blohm, der 1987 in enger Kooperation mit Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi die Weichen für eine „friedliche Lösung“ des eskalierten Hafenstraßen-Konflikts stellte, zählt heute die Oldesloer Immobiliengesellschaft „Besttor“ und die „Hamburger Immobilien Consult (HIC)“ zu seinen Mandanten. Beide Firmen haben sich auf die Umwandlung abgewirtschafteter Mietshäuser in Eigentum spezialisiert. Druck auf die Mieter, die sich der Umwandlung widersetzen, üben dabei jeweils sogenannte Mieterberater aus der Sekte und Anwalt Rainer Blohm aus.

Beispiel Isestraße 77-79: Hier fühlten sich viele der 19 von der Umwandlung ihres Hauses bedrohten Mietparteien durch die HIC-Mitarbeiterin Maria S. telefonisch terrorisiert, die auf einer internen Scientology-Liste der besonders wichtigen Sekten-Mitglieder auftaucht. Zudem wurden von der HIC an potentielle Wohnungskäufer Mieterlisten, gespickt mit schützenswerten persönlichen Daten der Bewohner verteilt.

Um sich gegen solche Umwandlungspraktiken zu wehren, hängten einige Isestraßler in ihrer Not Transparente mit Aufschriften wie „Stoppt Scientology“ an ihre Balkone. Als Reaktion auf die transparente Meinungsäußerung erhielten die Mieter ein von Blohm unterzeichnetes Schreiben, in dem sie ultimativ aufgefordert wurden, die Transparente zu entfernen. Ansonsten, so drohte der Anwalt, müßten sie mit einer Klage rechnen.

Ein wortgleiches, auf den selben Tag datiertes, Schreiben erhielten auch einige Bewohner der Allerstraße 4 in Berlin-Neukölln. Hier betreut die ausgewiesene Scientologin Kirsten Bringel, Verkaufsleiterin der Berliner „Phoenix Immobilien“, im Auftrag von „Besttor“ vor Ort die Umwandlungsaktivitäten. Und auch hier klagen viele Mieter über Praktiken, die für Willi Lehmpfuhl „typisch für Umwandler aus dem Dunstkreis von Scientology“ sind: Sie fühlen sich „ausgehorcht“ und „unter Druck gesetzt“, ihre Wohnungen zu kaufen oder zu kündigen. Unmittelbar nachdem eine Mieterin öffentlich über solche Praktiken berichtet hatte, drohte ihr ein anonymer Anrufer: „Ich bekomm Dich, ich werde Dich töten“. Als sich die Mieter mit Transparenten (“Phoenix macht Asche in die Sektenkasse“) gegen den Psycho-Terror zu wehren begannen, bekamen sie den blauen Brief von Blohm.

Für den Anwalt aber waren die beiden „ein ganz normales Mandat“. Blohm beteuert, daß ihm die engen Verbindungen seiner Auftraggeber zu scientologischen Wohnungsumwandlern verborgen geblieben seien: „Das ist mir neu“. Blohm will die Vorwürfe „nun prüfen“. Zu einer Aussage, ob er generell bereit sei, mit Anhängern der Hubbardschen-Heilslehre zusammenzuarbeiten, mag sich der Anwalt allerdings nicht aufraffen. Selbst einige Banken sind da schon konsequenter.