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■ QuerspalteViele Maikäfer, sehr viele

Kennen Sie die „Maikäferrunde“? Hat nix mit der Bonner Runde zu tun. Sie tagt in Endingen. Oder kennen Sie die „Arbeitsgemeinschaft Maikäfer- und Engerlingplage am Kaiserstuhl“ (AG MEK)? Nein? Sollten Sie aber. Beide sind überlebenswichtige, von aufgebrachten Menschen gegründete Notgemeinschaften im Feldzug gegen Melolontha melolontha, den gemeinen Maikäfer. Kennen Sie Reinhard Mey: „Es gibt keine Maikäfer mehr“? Hat schon etliche Kratzer, die Platte.

Die Lage ist brenzlig. Bei Grabungen in der Weinbaugemeinde Endingen stießen Mitglieder der AG MEK im Boden auf durchschnittlich 40 Exemplare fertig entwickelter Käfer pro Quadratmeter. Macht bei 100 Quadratmetern 4.000 Krabbler, macht bei 100 Hektar 4.000.000 Stück. Wollen Sie wissen, wieviel Hektar der Kaiserstuhl hat? Besser nicht. Die Tiere stecken „nur noch wenige Zentimeter tief im Boden, bereit zum Abflug und zum großen Fraß“, notieren die Kriegsberichterstatter vor Ort.

Im Boden lassen sich die Käfer mit den weiß marmorierten, rotbraunen Deckschilden nicht bekämpfen. Wenn sie in wenigen Tagen mit „behendem und lebhaftem Fluge“ ausschwärmen, haben sie erst mal Hunger. Dann, lieber Herr Reinhard Mey, singen wir: Es gibt keine Weinstöcke mehr. Zumindest in Endingen. Und keine Obstbaumblüte, sagt die AG MEK. Außerdem sagt sie: Die Hubschrauber müssen her, Agent Orange! „Brehms Tierleben“ sagt: Maikäfer sind eine fette Beute für Fledermäuse. Wir sagen: Es gibt keine Fledermäuse mehr! Außer Weinstöcken liebt der Maikäfer Pflaumen- und Kirschbäume, Eichen, Ahörner, Pappeln, Kornähren, junge Rübenstengel und „andere niedere Pflanzen“. Jedes Weibchen legt 30 Eier. Macht bei 100 Hektar = 2.000.000 Weibchen = 60.000.000 Eier. Früher, vor der Chemokeule, ließ man Schulklassen die Käfer absammeln. „Stoßende, nicht rüttelnde Bewegungen am Baum lassen den ruhenden Käfer abfallen.“ (Brehm) Und die Kids hätten schulfrei. Manfred Kriener

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