Die Vorschau: Krächzen aus Liebe
■ Alter Beat ganz frisch: Die „Mobylettes“
Retro-Bands gibt es viele, aber die „Mobylettes“aus Hamburg stecken sie alle in die Tasche. Sie spielen exzellent groovende Beat-Musik der 60er mit einer gewissen Schlagermentalität in den deutschen Texten, und auf ihren konsequent mono aufgenommenen Platten krächzt es schon mal schaurig schön, wenn Stimme oder Orgel zu schrill geraten.
Eine gewisse Ironie hat sich da sicherlich eingeschlichen, aber das Ganze hat nichts mit muffigem Revival-Zynismus oder schenkelklopfender Schlager-Party-Stimmung zu tun. Die „Mobylettes“spielen diese Musik nicht aus Verachtung, sondern aus Liebe. Diese Liebe ist nachvollziehbar und ansteckend, denn vital genug gespielt hat diese Musik mehr Relevanz denn je. Den Beweis traten die gut gekleideten MusikerInnen bereits im vorletzten Jahr im „Tower“an. Ihr damaliges Konzert war eines der besten und flottesten der Saison.
Schön auch, daß Frontdame Diana Diamond keines dieser abgerissenen „Hey, ich bin okay, du bist okay“-Girlies ist. „Ich bin in Wirklichkeit noch arroganter als ich tu'“, haucht sie in einem Song, und das erfüllt einen mit Freude.
Sie ist eine wahre Diva, quasi die Königin der Nacht. Wir sind nur ihre Untertanen. Trotzdem läßt sie ihr Volk mitunter an ihrer Gefühlswelt teilhaben. Ihre Interpretation von „Geh' vorbei“auf dem ersten „Mobylettes“-Album ist eines der schönsten und traurigsten Musikstücke, die je auf Vinyl gepreßt wurden.
Gänsehautgarantie auch bei „Roy“, einer mahnenden Bal-lade über einen unglücklichen Schlagerstar, der immer ein glücklicher Rock'n'Roller sein wollte, und vor Gram starb.
A. N.
Die „Mobylettes“heute, 14. April, um 21 Uhr im Tower
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