■ Volleyball
: Mit Muskelkater und Knochenknirschen

Wuppertal (dpa) – Nach dem zweiten Titelgewinn der Vereinsgeschichte war die Freude beim neuen deutschen Volleyball-Meister SV Wuppertal grenzenlos. „Ich hätte mir vor Saisonbeginn nie erträumt, daß wir Meister werden“, jubelte Coach Hee Wan Lee nach dem 3:1 (15:11, 12:15, 15:4, 15:11)-Erfolg im vierten Play-off- Finale über den VfB Friedrichshafen. Auch Kapitän Wolfgang Kuck meinte: „Vor Saisonbeginn sprach jeder nur von Moers und Dachau. Uns hatte wieder einmal keiner auf der Rechnung.“

Nach dem dritten Platz im europäischen CEV-Pokal und Rang zwei im DVV-Pokal krönten die Wuppertaler ihre bisher erfolgreichste Saison mit dem zweiten Meistertitel nach 1994. 3.400 Fans in der ausverkauften Unihalle bejubelten am Samstag abend den dritten Final-Sieg über das Team aus Friedrichshafen. Die Gäste blieben damit in ihrem dritten Meisterschaftsfinale nach 1994 (gegen Wuppertal) und 1996 (gegen den ASV Dachau) erneut ohne Erfolg. Die Endspielpaarung war überraschend zustande gekommen: Wuppertal hatte im Halbfinale Meister ASV Dachau entthront, Friedrichshafen Favorit Moers ausgeschaltet.

Wuppertals Trainer Lee trug nicht nur als Coach zum Titelgewinn bei: Der 41jährige Südkoreaner, der vor zwei Jahren seine aktive Laufbahn beendet hatte, mußte in den Finalspielen für den erkrankten Zuspieler Daniel Reitemeyer einspringen. Der Qualität des Bayer- Spiels tat dies keinen Abruch. Im Gegenteil: „Mit viel Muskelkater und Knochenknirschen“, so Lee, inszenierte er die Angriffe wie zu seinen besten Zeiten.

Den VfB Friedrichshafen begleiteten durch die gesamten Play-offs Personaldebatten, auch wenn es schon lange kein Geheimnis mehr ist, daß Dachaus Trainer Stelian Moculescu in der nächsten Saison zum VfB kommen wird. Coach Martin Stallmaier sparte nicht mit deutlichen Worten. „Ich fühle mich um die Früchte meiner Arbeit betrogen. So wie mit mir hier umgegangen wurde, würde ich meine Spieler nie behandeln.“ Die 200 mitgereisten VfB-Fans bekundeten mit Sprechchören ihre Solidarität mit dem Trainer-Neuling, der das Bodensee-Team von Platz sieben ins Finale führte. Doch nicht nur der 31jährige Coach, auch einige VfB-Akteure werden sich nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen müssen: Moculescu will Dirk Oldenburg und Martin van der Horst nach Friedrichshafen mitbringen.