■ Standbild: Fenstersturz im Parterre
„Anwalt Abel – Das schmutzige Dutzend“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF
Immer mal wieder taucht der Münchner Anwalt Abel als Samstagskrimi im ZDF-Programm auf, und immer mal wieder steckt er bis zum Hals im Schlamassel, aber diesmal war es richtig ernst. Kreditkonto bis zum Anschlag überzogen, Telefon gesperrt und nicht mal mehr eine Flasche Champagner im Kühlschrank. Kein Wunder, daß der charmante Lebemann seiner Assistentin „Baby“ Jane droht, sich aus dem Fenster zu stürzen. Aber Abel wohnt nun mal im Paterre. Solchen reizenden Nebensächlichkeiten ist es zu verdanken, daß man diesem Justizkrimi sogar einen relativ trockenen und etwas kruden Inhalt verzeiht.
Jean Abel soll die Kanzlei seines verstorbenen Kollegen Dr. Nußbaumer auflösen, aber irgendwas stimmt da nicht. Nicht nur, daß sich auch der renommierte Anwalt Dr. Senftleben unberechtigterweise um diesen Job bemüht – als Abel und seine Assistentin in die Kanzlei wollen, knallt ihnen der Bürovorsteher Feicht die Nase vor der Tür zu, und dann findet Abel auch noch heraus, daß die Leiche obduziert wurde, obwohl die Todesursache ein Hirnschlag gewesen sein soll. Im restlichen Verlauf der Handlung oszilliert der Fall zwischen Selbstmord, Totschlag, Mord, einen Abschiedsbrief gibt es mal beziehungsweise gibt es nicht, und irgendwie geht es die ganze Zeit um 18 Millionen oder zwei oder nur 50.000 Mark, die sich Anwalt Senftleben und eine Abgeordnete einer großen bayrischen Volkspartei über ihre Schweizer Briefkastenfirma Montana aufs Konto überwiesen haben. Oder auch nicht.
Aber das alles interessiert nur peripher. Schließlich haut Abel ja noch bei seiner Bank kräftig auf den Putz, daß es einem nur so aus der Seele spricht. Schließlich zittert man wieder einmal vergebens mit der Assistentin um seine Zuneigung, und dann droht Abel wegen seiner Liquiditätsschwierigkeiten auch noch der Entzug seiner Anwaltslizenz.
Getragen wird dieser Krimi leider nur von den netten Schrullen der hervorragend gespielten Charaktere. Schade außerdem, daß die Titel von ZDF-Fernsehproduktionen im allgemeinen das ehrgeizige Ziel zu verfolgen scheinen, in keiner Beziehung zum Inhalt stehen zu wollen, denn schmutzige Hände gab es gerade mal vier Paar und nicht zwölf, aber was macht das schon? Es war schließlich ein Abel. Ania Mauruschat
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