Liebe, nicht Ehre

■ Laurie Lee denkt mit Grauen an den Spanischen Bürgerkrieg zurück

Er war verdammt kurz, der Sommer der Anarchie. Verdammt kalt war der Winter 1937. Den Geschlagenen widmete der Engländer Laurie Lee seine Erinnerungen an den Spanischen Bürgerkrieg. „Ein Moment des Krieges“ straft die heroischen Mythen ganzer Legionen ausländischer Literaten und Soldaten Lügen. Ein traurig stimmendes, ein ehrliches Buch.

Soviel Hoffnung, soviel Idealismus. Doch geschlagen war Laurie Lee von Anfang an. Held wollte er sein, froh mußte er nach vier Monaten sein, wieder blaue Augen sehen zu dürfen und eine Liebe, „die nicht nach Ehre fragte“. Sein Kampf für die Freiheit schien zu Ende, kaum daß er in den Pyrenäen die Grenze überschritten hatte. Die „Genossen“ hielten ihn für einen Spitzel.

Der glücklichen Rettung aus dem dunklen Erdloch folgte eine Kette von Niederlagen: Manöverübungen als desillusionierende Sandkastenspiele, das Weggehen der Geliebten, der Verrat der Sowjets, der Mangel an gebrauchsfähigen Waffen, erneut Todeszelle, zerlumpte, hungernde Helden, das Kellerloch von Radio Madrid, wo er im Granathagel fragt, ob überhaupt irgend jemand auf der verdammten Welt ihre Stimme hören würde, Franco.

Eine sarkastische Abrechnung mit dem Bürgerkrieg, mit jeder Form von Krieg, ist Lees Novelle. Die New York Times krönte es zu einem der zehn besten Bücher des Jahres 1993. Jetzt schickt der Berlin Verlag dieses Antikriegsbuch ins Rennen. Ein mutiges Unterfangen in Deutschland, wo die Militaristen wieder wer sind und die Pazifisten an heftiger Atemnot leiden. Peter Köpf

Laurie Lee: „Ein Moment des Krieges“. A. d. Englischen von Robin Cackett, Berlin Verlag 1997, 192 S., 36 Mark