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USA finden neue Terroristen im Iran

■ Steckt Teheran hinter dem Anschlag auf US-Soldaten in Saudi-Arabien?

Berlin (taz) – Während die iranische und die deutsche Regierung bemüht sind, die Folgen des „Mykonos“-Urteils zu minimieren, wird Iran neuer Missetaten beschuldigt. Laut der Washington Post von gestern soll ein iranischer Geheimdienstler in den Anschlag auf ein US-Militärlager im letzten Sommer in Saudi-Arabien verwickelt sein, bei dem 19 US-Amerikaner getötet und 500 verletzt worden waren.

„Iran war die organisierende Kraft dahinter“, zitiert die Washington Post einen nicht namentlich genannten US-Beamten. US- amerikanische und saudische Geheimdienstler hätten als Drahtzieher Ahmad Scherifi ausgemacht. Der hochrangige iranische Geheimdienstoffizier und führende Befehlshaber der Revolutionsgardisten soll in Kontakt zu Hani Abd al-Rahim Hussein as-Sajegh gestanden haben, einem schiitischen Saudi, der am 18. März im kanadischen Ottawa festgenommen wurde. Vor der Festnahme hatten kanadische und saudische Geheimdienstler Telefongespräche zwischen as-Sajegh und seiner Familie abgehört, in denen er über seine Beteiligung an dem Anschlag berichtete.

Laut Washington Post soll as- Sajegh zur saudischen Hisbollah gehören, die der Iran unterstützt. Bei dem Anschlag auf den US- Stützpunkt habe er einen Überwachungswagen gelenkt, der hinter jenem mit Sprengstoff bepackten Lkw herfuhr, der vor dem Militärareal in die Luft flog. As-Sajegh selbst behauptet, er sei zu dem Zeitpunkt in Syrien gewesen.

Ziemlich unklar läßt die Washington Post die Verbindung zwischen as-Sajegh und Scherifi. Der Geheimdienstler aus Teheran habe as-Sajegh „etwa zwei Jahre“ vor dem Anschlag getroffen. Desweiteren verweist die Zeitung auf „arabische Quellen“, laut denen in Zusammenhang mit dem Anschlag Schecks aufgetaucht seien, die Scherifis Unterschrift trügen. Wer diese Schecks erhielt, bleibt offen.

Scherifi soll für den Aufbau von Hisbollah-Zellen in der Golfregion verantwortlich sein. Bereits im vergangenen Juni hatten in Bahrein 15 Schiiten – wahrscheinlich nach Folter – gestanden, sie hätten die Führung des Emirats stürzen wollen. Angeworben worden seien sie im iranischen Qom vom iranischen Geheimdienst – ihr Kontaktoffizier habe Ahmad Scherifi geheißen. Ebenfalls unter Berufung auf „arabische Quellen“ berichtet die Washington Post nun, auch der Saudi as-Sajegh sei in Qom gewesen und dort vermutlich von Scherifi angeworben worden.

Diese Indizienlage ist so dünn, daß selbst US-Behörden nicht von der Verwicklung Scherifis in den Anschlag in Saudi-Arabien überzeugt sind. Es gebe keine „harten Beweise für Scherifis operationale Rolle bei dem Anschlag“, zitiert die Washington Post einen US-Beamten.

Dennoch könnte die Regierung in Washington unter Druck geraten. Nach der Veröffentlichung des Berichts forderte der Rechtsaußen der Republikaner und Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, Angriffe der US-Luftwaffe auf Ziele im Iran. Am Sonntag abend hatte außerdem der Befehlshaber der israelischen Luftwaffe, General Eithan Ben Elijahu, behauptet, Iran habe in der vergangenen Woche unter russischer Aufsicht eine neue Mittelstreckenrakete getestet, in deren Reichweite Israel liege. Thomas Dreger

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