Nachts fliegt die Post

■ Angeblich wird die Zustellquote verbessert. Anwohner protestieren

Lahr (taz) – Eigentlich wollte die Post ihre Nachtflüge zum badischen Flugplatz Lahr ausdehnen. Doch nun haben die Betreiber des Platzes auf die 14.000 Widersprüche von AnwohnerInnen reagiert. Am vergangenen Mittwoch faßte die Betreibergesellschaft einen Beschluß zum Zulassungsantrag der Post: Danach dürfen lediglich lärmarme Flugzeuge mit einer Tonnage bis 83 Tonnen Lahr anfliegen. Eine zuvor in Aussicht gestellte Verschiebung von Flügen aus der Nacht in den Morgen wird es jedoch nicht geben.

Wenn das Regierungspräsidium Freiburg im Sommer den Antrag genehmigt, kann die Post ihren Plan vom Ausbau des Nachtflugnetzes umsetzen. Lahr soll der 15. Flugplatz werden, der eine nächtliche Verbindung zum Luftkreuz Frankfurt schafft. Begründung: Die Zustellungsquote am Tag nach dem Einwurf solle um 2 Prozent erhöht werden. Dabei liegt der Südwesten mit einer Quote von 91 Prozent schon heute deutlich über dem gesetzlichen Versorgungsauftrag von 80 Prozent.

Die Postdirektion Stuttgart will weg vom Posttransport per Lkw. „Wenn es stürmt, können die nicht so schnell fahren“, so Direktionssprecher Günther Gimber. Die Bahn wiederum biete keine akzeptablen Zeiten. Kaum zu glauben; schließlich liegt Lahr direkt an der nach Frankfurt führenden Südwest-Bahn-Linie. Auf die Verkehrs-Verantwortung der Post angesprochen, beteuert Sprecher Gimber: „Wir fliegen nur, wenn es unbedingt nötig ist.“

Die bisher für die Nachtpost zuständigen Angestellten glauben ihren Chefs jedoch nicht. Der Betriebsrat der Postniederlassung Freiburg protestierte öffentlich gegen die Nachtflüge: Dadurch kämen nicht mehr Zustellungen nach einem Tag Laufzeit zustande. Steigen würden aber die Kosten im Umfang von 7,5 Millionen Mark, so die Arbeitnehmervertretung. Die Entscheidung ist nach Einschätzung des Betriebsrats Felix Schöchlin in erster Linie wirtschaftlichen Interessen geschuldet: „Das ist halt ein Politikum.“

Wirtschaftliche Interessen an den Nachtflügen haben vor allem die Betreiber des Flugplatzes Lahr. Erfahrungen mit anderen Nachtflughäfen zeigen, daß es selten bei den zunächst zugelassenen Flügen geblieben ist. In Lahr wäre eine Ausweitung ebenfalls denkbar, zumal sich mit dem Offenburger Burda-Verlag und durch eine Kooperation mit dem Straßburger Flughafen gleich zwei lukrative Geschäftsoptionen für Post und Flugplatz anbieten.

„Alles ist möglich“, befürchtet der Sprecher der örtlichen Bürgerinitiative, Rainer Kuhlen. Von der vorgeschriebenen Lärmarmut der Flugzeuge hält er nichts: „Nach dieser Bestimmung können immer noch neunzig Prozent aller in Frage kommenden Flieger in Lahr landen.“ Achim Berge