Kurden protestieren

■ Zwölf Menschen im Hungerstreik

Grimma (taz) – Schon seit einer Woche verweigern kurdische Flüchtlinge in der Frauenkirche von Grimma jegliche Nahrung. Nun hat sich der Protest auch auf Asylunterkünfte ausgeweitet.

Bewohner des Bahrener Heimes, in dem Beamte des Landeskriminalamtes ein angebliches Ausbildungs- und Schulungszentrum der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK ausgehoben hatten, verweigern seit Samstag die Annahme von Essen und Sozialhilfe. Die Kurden fordern eine Erklärung, daß sie nicht als „PKK- Terroristen“ vorverurteilt und nicht auf andere Asylbewerberunterkünfte verteilt oder abgeschoben werden.

Bereits am Freitag hatten kurdische Sprecher bei einem Solidaritätsmeeting vor der Frauenkirche angekündigt, daß weitere Heime in Sachsen sich dem „Grimmaer Hungerstreik“ anschließen werden. Zu dem Meeting, das von einem starken Polizeiaufgebot observiert wurde, waren etwa 100 Kurden aus Heimen der Leipziger Region nach Grimma gekommen. Passanten, die das friedliche Treffen beobachteten, forderten hingegen lautstark, die Kurden „rauszujagen“. Vereinzelt umrundeten Fahrzeuge mit fahnenschwingenden Rechtsradikalen die Kirche. Während sich die zuständigen Landesbehörden weiterhin aus dem Konflikt heraushalten und auf das gegen acht Kurden laufende Ermittlungsverfahren sowie das Hausrecht der Kirche verweisen, stehen der Kirchenvorstand und das Landratsamt in permanenter Verhandlung mit den Streikenden. Gestern wurde in der besetzten Kirche Konfirmation gefeiert. Dieser Termin hatte in den öffentlichen Steitigkeiten um die Kurdenaktion zusätzliche Brisanz gebracht. Nachdem die zwölf Hungerstreikenden und ihre Sympathisanten versichert hatten, auf jegliche Selbstdarstellung während der Feier zu verzichten, hatte der Kirchenvorstand entschieden, die Konfirmation abzuhalten. Die Feier verlief ohne Zwischenfälle.

Sachsens LKA-Präsident Peter Raisch hat die von den Kurden erhobenen Vorwürfe „mit aller Entschiedenheit“ zurückgewiesen. Die Behauptung, an der Razzia Anfang April seien türkische Polizisten und Geheimdienstagenten beteiligt gewesen, bezeichnet Raisch als „absurd“. Das LKA habe „keinerlei personenbezogene Daten an türkische konsularische Vertretungen weitergegeben“. Das im Asylbewerberheim von Bahren aufgelöste „Ordnungskomitee“ sei verlängerter Arm der PKK in Sachsen gewesen. Detlef Krell