■ Standbild: Hühnerkacke
„Tatort: Hahnenkampf“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Es gibt diese Witze, gemein und fremdenfeindlich, in denen der Österreicher an und für sich bereits beim Schneckensammeln in herzinfaktverdächtiges Schwitzen gerät. Und dann gibt es diese „Tatorte“, in denen der Österreicher an und für sich, nämlich Chefinspektor Fichtl, einen Mord löst, und zwar in einem Tempo außerhalb unserer Zeitrechnung.
Auch der Mordfall selbst war nicht unbedingt atemberaubend: Der Betreiber einer Geflügelfarm wird in der Tonne tot aufgefunden, in der sonst männliche Küken vergast werden. Wenn man den Trauerrand in den Kommissaraugen richtig deutet, ist der Kükenmassenmord nicht etwa deshalb schändlich, weil er so brachial pragmatisch ist, sondern weil er einer schlichten Allegorie auf das Verenden einer bedrohten Art gleichkommt. So macht kein betrübter Tierschutz die Augen glänzend, sondern eine gattungsübergreifende Solidarität mit allen Eierstocklosen in der Welt. Einer davon wird als V- Mann auf der Hendlfarm eingeschleust und soll mit strähnigen Haaren und Ohrring ein bißchen Potenz ins Geschehen bringen. Die schwarze Witwe jedenfalls mag's, schmeißt sich in Lack und Leder und auf die Enduro zum schwülen Ausflug mit dem Schnüffler. Jedoch kann der Bulle das Schreien der Hühner nicht länger ertragen. Es wird also Zeit, den scheinbar inzestuös angehauchten Bauernschmarren aufzudecken, hinter dem doch nur ein enthemmter, zu allem Unglück noch drogensüchtiger und tochterloser Vater steckt. Man wünscht sich ein offenes Wort vom Alpen-Beckett Thomas Bernhard, ein bißchen rotweiß gestreifte Misanthropie oder wenigstens ein paar Hähnchen, die mit gefletschten Schnäbeln den Wiener Wald zerballern. Birgit Glombitza
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