Platz da für Tom Koenigs

■ In Hessen gibt es keine Schonzeit für gescheiterte bündnisgrüne Expolitiker

Frankfurt/Main (taz) – „Ich laß' denen keine Datei auf der Festplatte.“ Raimar Hamann, seit Sonnabend Exlandesvorstandssprecher der Bündnisgrünen in Hessen (taz vom Montag), räumte gestern seinen Schreibtisch in der Landesgeschäftsstelle in Wiesbaden – und seinen Computer aus. Platz machen für den Exkämmerer Tom Koenigs hieß die Parole: Keine Schonzeit für gescheiterte PolitikerInnen bei den Bündnisgrünen. Und die Partei mit dem menschlichen Gesicht hat ihren professionellen Exlandesvorstandssprecher aus dem Kreisverband Gießen nur bis zum Parteitag in Sossenheim am Sonnabend bezahlt – keinen Tag länger. Kein Übergangsgeld für Hamann, noch nicht einmal Geld für den Rest des laufenden Monats. Von der Landesgeschäftsstelle zum Arbeitsamt. Auch eine Karriere bei den Bündnisgrünen. Am Hungertuch wird Hamann hoffentlich nicht nagen müssen. Zum Glück ist der Abgewählte der Lebensgefährte der Landtagsabgeordneten Karin Hagemann.

Die mit 242 von 386 Stimmen in Sossenheim frisch gekürte Landesvorstandssprecherin Sabine Giesa (32), Sozialpädagogin aus Kassel, hat inzwischen erklärt, sich auf die gleichberechtigte Arbeit mit Tom Koenigs zu freuen. Einem politischen Flügel möchte sie nicht zugerechnet werden. Mit dem sperrigen Hamann, der sich zum linken Flügel zählte und auf der Mitgliederversammlung heftig gegen die Haushaltskonsolidierung der Koalition wetterte, wäre „die Sache schwieriger geworden“, erklärte sie. Ein Antagonismus beim neuen Duo im Landesvorstand zeichnete sich aber schon am Sonnabend ab. Dem Metropolenpolitiker Koenigs, der die ökologische Politik in eine „moderne Finanz- und Wirtschaftspolitik“ integrieren möchte, wurde eine Frau an die Seite gewählt, die der Auffassung ist, daß sich die Partei „mehr in die Fläche bewegen“ und das Bündnis zwischen ökologischer Landwirtschaft und VerbraucherInnen schließen müsse. Bleibt abzuwarten, ob dieser Antagonismus ein fruchtbarer werden wird. kpk