Kostenfreier Bescheid

■ betr.: „Wie ,Bild‘ Kanzlerkandida ten (fertig)macht“ (Schlagloch), taz vom 16. 4. 97

Lieber Herr Küppersbusch,

seit Beginn Ihrer Zeitrechnung (1.1.1995) erschienen in Bild am Sonntag (BamS) nicht nur zehn Beiträge über Gerhard Schröder, sondern auch 15 über Rudolf Scharping, davon neun der begehrten Wortlaut-Interviews. Die meisten Beiträge über Scharping waren neutral (wir schreiben nämlich unsere Meinung in die Kommentare) oder positiv-wohlwollend (nach dem Fahrradsturz).

Was nun, Herr Küppersbusch? Will die BamS Schröder fertigmachen, indem sie über Scharping eineinhalbmal soviel berichtet wie über Schröder? Was bedeutet das in Quadratzentimetern mal Leserdichte? Muß die Geschichte von BamS und Schröder neu geschrieben werden? Muß Küppersbusch sein taz-Honorar zurückzahlen? Fragen über Fragen! Wer gibt die Antworten? Michael H. Spreng, Chefredak-

tion „BamS“, Hamburg

P.S.: Klaus Kinkel schrieb im selben Zeitraum elf der noch viel begehrteren Gastkommentare (die darf der Autor selbst verfassen lassen). Welche Bams-Perfidie steckt in diesem Fall dahinter? Soll der etwa auch...? Küppersbusch, übernehmen Sie!

Lieber Herr Spreng,

ich ahnte immer, daß Sie eine ganz pfiffige Schreibe entwickeln, wenn Sie erst mal im richtigen Blatt landen. Also: Willkommen in der taz!

Zur Sache: Meine These ist, daß Ihr Blatt „immer gerade den Sozi am tollsten findet, der den amtierenden Spitzenmann kritisiert“. Sie verweisen dazu auf zehn dicke Schröder- und gar 15 dicke Scharping-Beiträge. Und jetzt kommt's: Scharping, so höre ich, soll schon seit anderthalb Jahren nicht mehr SPD-Vorsitzender sein! Sondern ein gewisser Lafontaine! Da Sie die Zahl offenbar gerade nicht zur Hand haben: meines Wissens ein dicker Lafontaine-Beitrag im Vergleichszeitraum. Neutrale Überschrift: „Saar-Napoleon vor zweitem Waterloo“.

Mein Vorschlag für den nächsten „Bams“-Titel: „Schröder enthüllt in Exklusiv-Interview: Scharping gar nicht mehr SPD-Chef – Lesen Sie dazu im Innenteil 20 Kommentare von Klaus Kinkel“. Gern geschehen, dieser Bescheid ergeht kostenfrei. Friedrich Küppersbusch

P.S.: Daß Klaus Kinkel bei Ihnen ganz schön viele Beiträge verfassen lassen darf, verstehe ich so, daß Klaus Kinkel bei Ihnen ganz schön viele Beiträge verfassen lassen darf. Hab' ich's?