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Aktuelle Spätromantik

■ Die Deutsche Kammerphilharmonie

Ausnahmeorchester finden Ausnahmedirigenten. Das Elite Ensemble Deutsche Kammerphilharmonie aus Bremen hat mit Daniel Harding, neben ihrem Lieblingsdirigenten Thomas Hengelbrock, bereits den zweiten gefunden. Entdeckt von Simon Rattle, assistiert der erst 21 Jahre alte Engländer, wie zu hören ist, des öfteren bei den Berliner Philharmonikern. So viel Beweglichkeit und Musizierlust, vor allem aber Bereitschaft zu ausgefallener Programmierung wie bei den Bremern, dürfte er dort freilich kaum antreffen. Sei's drum, seinen Namen wird man sich merken dürfen.

Mit der Ouvertüre zu Mozarts Oper Così fan tutte ging es Dienstag in der gut gefüllten Musikhalle – wenn auch verhältnismäßig flott und präzis – einigermaßen herkömmlich los. Folgte die Kammersinfonie Nr. 1 des Koreaners Isang Yun (1917-1995), mit der Mozarts helle und schnelle Satiremusik einer Klanglichkeit wich, die wie ferner Hauch von Brahms und Mahler daherkam (doppelt besetzte Hörner), dieselben Affekte und Effekte, derselbe spätromantische Gestus, formuliert freilich mit den Mitteln des späten 20. Jahrhunderts.

Danach der Höhepunkt des Abends: Ravels G-Dur Klavierkonzert. Der 20jährige Finne Olli Mustonen führte ein Händeballett auf, in den Ecksätzen schlugen seine Finger die Tasten wie Schlagwerk, so schnell und genau. Das Orchester übernahm den Impuls, Rhythmus und Metrik trugen die Musik. Reine Lyrik im Walzertakt des Andante. Mustonen und Orchester schunkelten mozartselig. Heutige Ohren konnten erstaunt vermerken, wie vertraut klassisch Ravel inzwischen klingt.

Da war Rameaus Suite aus Les Boréades nach der Pause schon fast ein Rückfall in alte Rituale. Am 21. Mai kommen sie wieder. Mit ebenso prickelndem Programm und – zusammen mit dem Freiburger Barockorchester – in Sinfonieorchesterstärke! Stefan Siegert

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