Hubschrauber, Hubschrauber flieg!

■ Vergiftungsaktion gegen die Maikäfer am Kaiserstuhl

Berlin (taz) – Chemische Keule im Ökomusterland um Freiburg: Die Maikäfer am Kaiserstuhl sind gestern mit Pestiziden bekämpft worden. Vom Hubschrauber aus wurden die Gifte Rubitox und Neemazal TS versprüht. Insgesamt wurden zirka hundert Hektar, vor allem an den Waldrändern rund um die Gemeinde Endingen, in die Bekämpfungsaktion einbezogen.

Vor dem Einsatz verteidigte das Freiburger Regierungspräsidium auf einer Pressekonferenz den Gifteinsatz. Dieser sei nur eine „ergänzende Maßnahme mit begrenztem Umfang“, heißt es in der Mitteilung des Amtes. Zusätzlich würden auch mechanische und biologische Bekämpfungsaktionen durchgeführt. Dabei werden Netze ausgelegt, die verhindern sollen, daß die Maikäfer-Weibchen ihre Eier in die Erde legen. Außerdem wird der Schadpilz Beauveria brongniartii ausgebracht. Er soll als natürlicher Gegner des Maikäfers die Engerlinge infizieren.

Das Gift Rubitox ist ein Phosphorsäureester und wirkt als Fraß- und Kontaktgift. Insekten, die mit dem Gift in Kontakt kommen, verenden an Schädigungen ihres Nervensystems. Es soll nicht krebserregend und nicht erbgutschädigend sein. Neemazal TS ist ein Insektizid aus den Samen des Neembaumes. Es stoppt den Appetit der Maikäfer und hemmt die Fruchtbarkeit der Weibchen. Dirk Bunke vom Freiburger Ökoinstitut sagte, daß es mehrere Monate dauern werde, bis die eingesetzten Gifte vollständig abgebaut sind. Weil die verwendeten Pestizide „unspezifische Kontaktgifte“ seien, würden auch viele andere Insekten, die mit ihnen in Berührung kommen, geschädigt oder getötet.

Ein Erfolg der Sprühaktion sei zudem keinesfalls sicher. Die Behörden hätten sich frühzeitiger um umweltverträgliche Alternativen kümmern sollen. Die Massenpopulation des Maikäfers in diesem Jahr sei keine böse Überraschung, sondern seit langem absehbar gewesen. Manfred Kriener