Rheinmetall jagt STN

■ Waffenhersteller schließen sich zu größeren Konsortien zusammen

Berlin (taz) – Im Waffengeschäft sind heftige Übernahmegefechte im Gange. Auslöser der Aktivitäten sind die Pläne von Rheinmetall und British Aerospace, sich die STN Atlas Elektronik unter den Nagel zu reißen. 550 Millionen Mark würden sie für den Streich auf den Tisch legen. An dem Deal aber stoßen sich die Kartellwächter der EU-Komission.

Die STN, eine gewinnträchtige Beute aus den Vulkan-Trümmern, fabriziert High-Tech-Elektronik für Kriegsschiffe: von der Torpedosteuerung bis zum Radar. Sie operiert ebenso wie Rheinmetall aber auch sehr erfolgreich im Panzer- und Geschützbau, wo sie Feuerleittechnik entwirft. Gehen die beiden Waffenkonzerne zusammen, konzentriert sich praktisch das gesamte deutsche Panzer- und Kanonengeschäft in einem Unternehmen. Um sich die Übernahme der STN nicht verbieten zu lassen, schießt die Rheinmetall den hinderlichen Teil der STN lieber gleich ab: Sie will die Feuerleit- und Heerestechnik aus der STN Atlas in ein Bündnis mit der Mannesmann-Tochter Krauss-Maffei und Wegmann schicken, so berichtet das Handelsblatt in seiner Freitagsausgabe. Gleichzeitig wollen sie aber noch ein Viertel des STN- Happens behalten und ein weiteres Viertel an ihren Partner Aerospace abgeben. Krauss-Maffei weiß von dieser Taktiererei angeblich nichts.

Was sollen aber diese komplizierten Mannöver? „Das sind Rückzugsgefechte in einem Überlebenskampf“, sagt Oliver Meier, Mitarbeiter des Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit. Europäische Länder kaufen immer weniger Waffen. Um sich nicht in Grabenkämpfen untereinander zu zerreiben, schließen sich die Waffenbauer verstärkt über nationale Grenzen hinweg zusammen. Auch der Hubschrauberhersteller Eurocopter, der zur Hälfte der deutschen Aerospace und zur anderen Hälfte der französischen Aerospatiale gehört, wird zwei Hubschrauber in einem Bündnis mit der südafrikanischen Denel Aviation ins Gefecht auf den Markt schicken. her