Schüler freiwillig umverteilen

■ Drohende Schließung der Langenhorner Gesamtschule Grellkamp kann vielleicht doch noch abgewendet werden

Es braucht nur wenig, um die allgemeine Krise der Gesamtschulen zu beschwören. Da langt etwa die Ankündigung der Schulbehörde Hamburg, die Langenhorner Gesamtschule Grellkamp aufgrund fehlender Schülerzahlen ab 1998 schrittweise zu schließen. Schon prophezeit die Vorsitzende der Hamburger GEW, Anna Ammonn, damit läute die SPD „eine bil-dungspolitische Kehrtwende“ein. Und der schulpolitische Sprecher der GAL, Kurt Edler, orakelt in einem Brief: „Die Schließung einer Gesamtschule würde bundesweit ein verhängnisvolles Signal setzen und das integrierte Schulwesen als Auslaufmodell charakterisieren.“

Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) hat diese Unkenrufe wohl gehört – und traf sich mit Elternvertretern und den drei Gesamtschulleitern aus Langenhorn, um die Zukunft der Gesamtschule zu sondieren. 78 SchülerInnen müßten sich laut Schulgesetz alljährlich für die fünften Klassen der Schule anmelden. In zwei aufeinanderfolgenden Jahren wurde diese Zahl am Grellkamp nicht erreicht. Die Konsequenz: Der „Schulstandort“müßte „aufgegeben“werden, so sieht es zumindest die gesetzliche Regelung vor.

Doch eine Alternative zeichnet sich ab. Die Schulsenatorin, so geht es aus einem Rundschreiben des Aktionsbündnisses „GS Grellkamp bleibt“hervor, signalisierte ihren BesucherInnen, daß die Gesamtschule Grellkamp auch mit 60 neuangemeldeten SchülerInnen vorerst erhalten bleiben könne. Bisher wollen allerdings erst 46 PennälerInnen ab August '97 die fünften Klassen am Grellkamp besuchen.

Höhere Schülerzahlen, so das Gesprächsergebnis, könnten jedoch durch „Umverteilung auf freiwilliger Basis“erreicht werden, sprich: SchülerInnen, die schon an einer der anderen beiden Gesamtschulen in Langenhorn angemeldet sind, könnten zum Grellkamp wechseln. Ganze 14 Elternpaare müßten also dazu bewegt werden, ihre Kinder umzumelden, schon wäre die Gesamtschule gerettet. „Vielleicht zeichnet sich ja diese Woche schon ein erster Erfolg ab“, hoffte gestern eine Lehrerin am Grellkamp. Immerhin sei die Umverteilung einen Versuch wert.

Um dem inzwischen hamburgweiten Protest gegen die Pläne Raabs trotzdem und weiterhin Nachdruck zu verleihen, wollen Eltern, LehrerInnen und Schüler heute mittag der Schulbehörde einen Besuch abstatten. Das Präsent für die Senatorin: Mehr als 4.000 Unterschriften gegen die Schließung der Gesamtschule.

Karin Flothmann