Saniert durch erhöhte Grenzwert

■ Nur noch 40 Quadratkilometer der Uranabbaugebiete in Sachsen und Thüringen gelten als verseucht

Berlin (taz) – Die „anfänglichen Befürchtungen“ über die radioaktive Verseuchung seien „unbegründet“ gewesen, beschwichtigt Ulrich Klinkert, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Auf gerade einmal 40 Quadratkilometern in dem ehemaligen Uranbergbaugebiet des DDR-Bergbauunternehmens Wismut in Sachsen und Thüringen sei die Radioaktivität erhöht.

Ursprünglich argwöhnte man, eine Fläche von 1.500 Quadratkilometern könnte verseucht sein. Die Feldforscher vom Bundesamt für Strahlenschutz haben 200.000mal Röntgenstrahlen gemessen, mehrere tausend Wasser- und Bodenproben entnommen. Den größten Teil des Areals haben sie für sauber erklärt.

Was Strahlemann Klinkert nicht noch einmal betonten: Sie konnten das verseuchte Gelände nur deshalb so großzügig verkleinern, weil den BewohnerInnen der Abbaugebiete der Wismut ein Grenzwert für die jährliche Strahlendosis von 100 Millirem zugemutet wird – dreimal mehr, als im Rest der Republik erlaubt ist. Eine Sonderregelung aus der Zeit der Wiedervereinigung, speziell für diese Gebiete, wo die Wismut Uran für Bombe und Kernkraft schürfte. Inge Lindemann, Atomexpertin von Greenpeace, geht davon aus, daß dieses Sanierungsprinzip auch vor den anerkannten 40 Quadratkilometern nicht haltmachen wird, und befürchtet eine weitere Erhöhung der erlaubten Strahlendosis.

Immerhin hat die Sanierung des Gebietes bereits fünf Milliarden Mark verschlungen. Das Nachfolgeunternehmen der Wismut hat fast sechs Millionen Kubikmeter Stollen des Untertagebaus verstopft, die Betriebe in 78.000 Tonnen Schrott und 300.000 Bauschutt zerlegt und auch ein Achtel des 40-Quadratkilometer-Areals entseucht.

Alle weiteren Säuberungsaktionen für geschätzt acht Milliarden Mark sollen die Länder tragen, so will es Ulrich Klinkert. Doch dort ist das Geld knapp – der Streit ist programmiert. Peter Hergersberg