Bananen sollen wieder billiger werden

■ WTO gibt der amerikanischen Klage gegen die europäische Bananenmarktordnung statt. Unterdessen einigen sich die USA und die EU auf einen Teilkompromiß im Konflikt über den Fleischhandel

Berlin/Brüssel (taz/AFP/rtr) – Die Europäische Union muß die Importbeschränkungen für die sogenannten Dollar-Bananen aus Lateinamerika aufheben. Im amerikanisch-europäischen Streit um den freien Bananenhandel hat die Welthandelsorganisation (WTO) ein Urteil für die amerikanische Seite gefällt. Im Konflikt um Fleischeinfuhren vermieden die Kontrahenten USA und Europa hingegen einen Schiedsspruch der WTO. Sie einigten sich auf gemeinsame Hygienestandards für Fleisch, Milchprodukte und Fisch. Damit werden Beschränkungen bei der Marktzulassung für diese Lebensmittel hinfällig.

Wenn in der Folge des WTO- Urteils der europäische Bananenmarkt wieder freigegeben werden muß, dürften die Preise für die besonders in Deutschland beliebten Früchte um ein Drittel sinken, erwartet die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV). Derzeit gibt die Bananenmarktordnung von 1993 Produzenten aus Europa und seinen ehemaligen Kolonien das Recht, ein Drittel des europäischen Marktes mit ihrer Ernte zu versorgen. Für Einfuhren der Dollar-Bananen aus Honduras, Ecuador, Guatemala und Mexiko schreibt sie eine Höchstquote von 2,2 Millionen Tonnen und Mindestzölle vor.

Gegen die Marktbeschränkungen haben die USA und die südamerikanischen Staaten bei der WTO geklagt. Die Vereinigten Staaten vertreten dabei die Interessen ihrer Konzerne Chiquita, Dole und DelMonte, die auf den lateinamerikanischen Plantagen etwa 75 Prozent der weltweiten Bananenerträge einbringen.

Die Deutschen haben die Marktbeschränkung wegen der höheren Bananenpreise stets abgelehnt. Die EU aber will offenbar Widerspruch gegen das Urteil einlegen. Die Europäer, die sich in der Auseinandersetzung auch zum Fürsprecher der Bananenbauern aus Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum machten, fürchten den Zusammenbruch der Bananenwirtschaft in ihren eigenen Anbaugebieten und denen ihrer ehemaligen Kolonien.

Bei der Verarbeitung von Schaf- und Rindfleisch, Molkereiprodukten sowie Fisch einigten sich die USA und EU auf die Hygienebedingungen und -kontrollen. Den derzeit akutesten Konfliktherd konnten die Handelspartner allerdings nicht entschärfen: Die Europäer möchten Hähnchen, die in den USA mit Chlor entkeimt werden, von ihren Kochtöpfen fernhalten. Halten sie an ihren Hygienestandards fest, verlieren US-amerikanische Broilerproduzenten einen Markt im Wert von 45 Millionen Dollar. Für den Fall steht die Drohung der Amerikaner im Raum, ihren Markt gegen europäische Fleischeinfuhren im Gesamtwert von 300 Millionen Dollar abzuschotten. her