Neonazis randalieren in Hann. Münden

■ Nach dem Verbot der Leipziger Demonstration wichen rund 300 Anhänger der NPD ins südliche Niedersachsen aus

Hannoversch Münden (taz) – Rund 300 frustrierte Anhänger der NPD, die nicht in Leipzig demonstrieren durften, randalierten gestern in dem historischen Städtchen Hannoversch Münden im südlichen Niedersachsen. Mit Bussen und Pkw waren die Alt- und Neonazis schon in den Morgenstunden in den Ort eingefallen. Sie haben Passanten angegriffen, Flaschen geworfen und versucht, die Mai-Kundgebung des DGB auf einem Platz in der historischen Altstadt massiv zu stören. Die rechtsextreme NPD und ihre Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten hatten nach dem endgültigen Verbot ihrer in Leipzig geplanten Demonstration in sogenannten Infotelefonen zu der Kundgebung in Hannoversch Münden aufgerufen.

Wie Polizeisprecher Holger Will sagte, sei die völlig überraschte Polizei von Hannoversch Münden aufgrund der ungünstigen Kräfteverhältnisse zunächst nicht in der Lage gewesen, gegen die Rechtsradikalen massiv vorzugehen. Nach zirka 30 Minuten sei die angeforderte Verstärkung dann eingetroffen – BeamtInnen der Bereitschaftspolizei Niedersachsen. Unter Einsatz von polizeilicher Gewalt wurde die nichtangemeldete Kundgebung der NPD dann aufgelöst. Dabei sei ein Beamter von einer Bierflasche am Kopf getroffen worden.

„Kompliziert“, so Will, sei die Lage dann geworden, als etwa 50 Autonome, die mit einem Bus aus Göttingen gekommen waren, das Szenario „bereichert“ hätten. Einzelne Autonome, so berichteten Augenzeugen, hätten die Neonazis attackiert. Die Polizei mußte die Autonomen von den Neonazis trennen. Insgesamt kam es während der Auseinandersetzungen zu 120 Festnahmen; es betraf ausschließlich Neonazis.

Während die nicht festgenommenen NPD-Anhänger zu ihren Bussen eskortiert wurden, geleitete die Polizei die später wieder auf freien Fuß gesetzten Kurzgeschorenen zum Bahnhof. Gegen Mittag war der Spuk vorbei. Hannoversch Münden gehörte wieder den TouristInnen aus dem In- und Ausland. Und der Polizei, die danach noch immer in Gruppen durch die Fachwerkstadt patrouillierte. Es gab Polizeikontrollen auf allen Straßen, die in den Ort rein- oder aus dem Ort rausführten. Auch die Autonomen hatten wieder ihren Bus bestiegen und die Stadt verlassen.

Nach Gerüchten, daß die NPD beabsichtige, auch in Bad Hersfeld in Nordhessen zu demonstrieren, wurde ein Versammlungsverbot über die Festspielstadt verhängt. Zuvor war in Cottbus ein NPD- Aufmarsch verboten worden. kpk