Steinchen für Murdochs Monopol

■ Noch in diesem Jahr will Medienzar Rupert Murdoch den britischen Markt für digitales Zahlfernsehen besetzen. Die Aussichten sind gut, die Partner mächtig: British Telecom und Matsushita sind dabei

Morgen ist es offiziell: Dann wird Medienzar Rupert Murdoch die Gründung des ersten britischen Digitalfernsehnetzes bekanntgeben. Möglicherweise noch vor Weihnachten sollen die ersten Sträuße von einem Angebot mit 200 digitalen Fernsehkanälen den potentiellen Kunden verkauft werden, wie die Financial Times schon gestern berichtete. Damit schickt sich Murdoch an, einen weiteren potentiellen Zunkunftsmedienmarkt zu besetzen, nachdem er mit seinem analogen Satelliten-TV BSkyB (4 Mio. Abonnenten) bereits erfolgreich Zahlfernsehen lanciert hat.

Dafür hat sich Murdoch mächtige Partner gesucht: British Interactive Broadcasting (BIB), wie das neue Unternehmen heißt, wird ein Joint-venture-Unternehmen, an dem neben Murdochs BSkyB auch die privatisierte British Telecom, die Midland Bank und der japanische Elektronikkonzern Matsushita beteiligt sind. Neben den 200 Digitalkanälen kann die BIB auch interaktive Dienste anbieten. Vor allem diese sollen BIB in die schwarzen Zahlen bringen.

Doch zunächst einmal muß viel Geld investiert werden: Es geht um 700 Millionen Pfund, umgerechnet also rund 1,9 Milliarden Mark. Der Löwenanteil davon geht in die Subvention der Decoder, die für den Digitalempfang nötig sind. Sie kosten gut 1.300 Mark, sollen am Anfang jedoch für 500 Mark angeboten werden, um die Verbraucher anzulocken.

BSkyB und British Telecom sind mit jeweils 30 Prozent an dem Projekt beteiligt, die beiden anderen Partner mit je 20 Prozent. Eigentlich wollte man schon vor einem halben Jahr loslegen, doch Oftel, die Aufsichtsbehörde, gab erst jetzt grünes Licht. Ihr Direktor Don Cruickshank sagte, daß sein Amt sichergehen wollte, daß die marktbeherrschende Stellung des neuen Unternehmens nicht mißbraucht werde.

Dennoch wird BIB voraussichtlich potentiellen Konkurrenten allein dadurch die Regeln diktieren können, daß Murdoch mit seinem Decoder das elektronische Zugangssystem fürs Digitalfernsehen kontrolliert und damit den Schlüssel in der Hand hält. Aufseher Cruickshank hatte daher noch Anfang des Jahres gesagt, daß der Wettbewerb und die Vielfalt des Angebots beeinträchtigt würden, wenn die verschiedenen TV-Systeme nicht kompatibel seien. BIB-Vertreter bemühten sich nun zu versichern, daß andere Programmanbieter das neue Digitalfernsehen ebenfalls nutzen dürften.

Wie das im Hause Murdoch gehandhabt wird, kann man an den harten Bedingungen sehen, die potentielle BSkyB-Mitanbieter schlucken müssen. Der Kinderkanal Nickelodeon des weltviertgrößten US-Medienkonzerns Viacom durfte beispielsweise erst über BSkyB senden, nachdem er die Hälfte seiner britischen Rechte an Murdoch abtrat. Konkurrenten, die beim Zukunftsfernsehen auch dabeisein wollen, wie etwa die öffentliche BBC, haben nur die Wahl, Murdochs Bedingungen zu schlucken oder zu versuchen, im Jahr nach Murdochs Start eine eigene Technik gegen die geballte Macht von BIB zu lancieren.

Im britischen Markt gelten die Bedingungen für die Einführung von digitalem Bezahlfernsehen als vergleichsweise günstig: Die Verbreitung nichtterrestrischer TV- Übertragung ist noch gering, die Zahl der Programme entsprechend niedrig (es gibt nur fünf bezahlfreie TV-Ketten). In Deutschland verliert der mit Murdoch durch ähnliche Mentalität und verschiedene Deals verbundene Leo Kirch jährlich mindestens eine Milliarde Mark bei dem Versuch, den Markt für digitales Zahlfernsehen mit seinem DF 1 zu öffnen. Murdoch hatte sich nach verheerenden Prognosen im Dezember von einem bereits annoncierten 49-Prozent-Einstieg bei DF 1 zurückgezogen. Dem BIB-Projekt werden größere Erfolgschancen eingeräumt. Nicht nur kann Murdoch auf einem Sockel von 4 Millionen analogen Zahlfernsehabonnenten aufbauen. Auch ist der BIB-Deal das weltweit erste Projekt, bei dem sich führende Unternehmen zusammenschließen, um den Markt mit Hilfe von riesigen Subventionen anzukurbeln. Ralf Sotscheck