Kein Gold auf Borneo weit und breit

Gutachter: Fälschungen in Bohrproben „ohne Beispiel in der Geschichte des Bergbaus“ – Geschäftsführer der Minenfirma haben aber schon 130 Millionen Mark mit dem Fund verdient  ■ Aus Bangkok Jutta Lietsch

Der „größte Goldfund des Jahrhunderts“ hat sich als Riesenschwindel entpuppt: Unter dem Dschungel von Borneo im indonesischen Busang schlummert alles mögliche – aber ganz gewiß nicht ein Schatz von 71 Millionen Feinunzen Gold (2.200 Tonnen), wie Geologen der kanadischen Firma Bre-X behauptet hatten. Das ist das mit großer Spannung erwartete Ergebnis einer unabhängigen Untersuchung, das gestern bekannt wurde. Die vermeintlich so enorm goldhaltigen Bodenproben, die Bre-X der Öffentlichkeit präsentiert hatte, sind nach Ansicht der kanadischen Gutachterfirma Strathcona Mineral Services mit Gold aus anderen Quellen angereichert worden.

Die Manipulation sei von einer „Größenordnung, zeitlichen Dauer und Präzision“ gewesen, die „unseres Wissens ohne Beispiel in der Geschichte des Bergbaus in der ganzen Welt ist“, heißt es in dem Strathcona-Bericht. Seine Firma sei „niedergeschmettert“, erklärte der Chef von Bre-X, David Walsh, daraufhin. „Wir teilen den Schock und den Ärger unserer Aktionäre, daß das Gold nun nicht zu existieren scheint“. Walsh selbst steht jedoch bislang offenbar nicht vor dem Ruin: Zusammen mit fünf anderen Managern der Firma verkaufte er bereits im vergangenen Sommer Optionen im Wert von rund 130 Millionen Mark.

Das vernichtende Ergebnis kam keineswegs unerwartet: Schon der US-Bergbaukonzern Freeport McMoRan Copper & Gold hatte in den vergangenen Monaten bei Kontrollen kaum Gold gefunden. Freeport gehört zu dem Konsortium, das den Schatz zusammen mit Bre-X, dem indonesischen Staat und drei mit der Familie von Präsident Suharto verbundenen Unternehmen ausbeuten sollte.

Das schleichende Unbehagen der Experten verwandelte sich in düstere Ahnungen, als der Chefgeologe von Bre-X, Michael de Guzman, im März auf dem Weg nach Busang aus einem Hubschrauber stürzte und seine Chefs erklärten, er habe Selbstmord begangen. Eine Woche später gestand Bre-X ein, „möglicherweise“ seien die Funde in Busang weniger reich als bisher angenommen.

Bre-X-Chef David Walsh will nun Detektive ans Werk gehen lassen, versprach er. Sie sollen mit der Firma Strathcona und anderen herausfinden, wer die vermeintlich goldreichen Bodenproben gefälscht hat – und wie dies geschehen konnte.

Einer, der das wohl sehr genau wußte, war der 41jährige de Guzman. Seit seinem Sturz aus dem Hubschrauber bleiben die Zweifel, ob er wirklich Selbstmord begangen hat. Oder ist er vielleicht gar nicht tot? Arm jedenfalls war er nicht – im vergangenen Jahr hatte er Bre-X-Optionen im Wert von etwa 2,5 Millionen Dollar verkauft. Eines jedoch ist so gut wie sicher: De Guzman wird wiederauferstehen – im Film. Die kanadische Produktionsfirma, Alliance Communications (auch verantwortlich für den Streifen „Crash“), hat sich bereits die Rechte an dem Borneo- Thriller gesichert.