Babenhausen sucht Brandzeugen

■ Bürgermeister „bedauert“ Anschlag vom 1. Mai auf Tex-Mex-Bar und Wohnhaus von Tony Abraham Merin

Frankfurt/Main (taz) – Auch fünf Tage nach dem Brandanschlag auf die Tex-Mex-Bar und das danebenliegende Wohnhaus des deutschen Juden Tony Abraham Merin in Babenhausen (taz von gestern) gibt es noch keine konkreten Hinweise auf die Täter. Wie der Sprecher der Polizei in Darmstadt, Karlheinz Treusch, auf Nachfrage berichtete, würde zur Zeit noch „in alle Richtungen“ ermittelt. Über Veröffentlichungen in der Lokalpresse sucht die Polizei nach eventuellen Zeugen der Brandstiftung in der Nacht zum 1. Mai in Babenhausen.

„Insbesondere interessiert uns in diesem Zusammenhang, ob jemand mit Brandverletzungen aufgefallen ist“, sagte Treusch. Nicht bestätigen konnte Treusch einen Bericht des Darmstädter Echo, wonach sich in der Brandnacht beim Eintreffen der Feuerwehr drei Personen rasch vom Merin-Grundstück entfernt hätten. Die Feuerwehr habe diese Personen für Bewohner der beiden Gebäude gehalten, die sich hätten retten können. Für Tony A. Merin dagegen waren das „wahrscheinlich die Täter“, denn die Gebäude seien unbewohnt gewesen.

Der Bürgermeister von Babenhausen, Kurt Lambert (CDU), hat den Brandanschlag in einem Gespräch mit der Lokalpresse inzwischen „bedauert“ und die Tat „verurteilt“. Über Aktivitäten von rechtsradikalen Gruppen in Babenhausen sei ihm nichts bekannt.

Seit langem bekannt ist aber, daß der benachbarte Rodgau (Offenbach-Land) seit den frühen 80er Jahren eine Hochburg auch gewaltbereiter Neonazis ist. Die Stadt Langen – zehn Kilometer Luftlinie von Babenhausen entfernt – wollten 1989 der inzwischen verstorbene Neonazi-Führer Michael Kühnen und sein „Statthalter“ Reisz zur „ersten ausländerfreien Kommune Deutschlands“ küren. Nur das Verbot der ANS (Aktionsfront Nationaler Sozialisten) verhinderte damals eine Kandidatur der Neofaschisten zu den hessischen Kommunalwahlen. kpk