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„Was bin ich?“ mit Postfaschisten

■ Der Chef der rechtsextremen Alleanza Nazionale, Fini, wird in Berlin mit Diplomaten und Wissenschaftlern diskutieren

Die Europäische Akademie Berlin bleibt bei ihrem „Was bin ich?“ mit einem Postfaschisten: Der Chef der rechtsextremen Alleanza Nazionale, Gianfranco Fini, wird bei seinem privaten Berlin- Besuch in der Akademie einen Vortrag über die außenpolitischen Positionen seiner postfaschistischen Rechtspartei halten. Im Anschluß sei Gelegenheit, in einer fachöffentlichen Diskussion, „die Position Herrn Finis zu hinterfragen“, sagte Akademieleiter Eckart Stratenschulte. Die Akademie im Grunewald wird von der Berliner Landesregierung finanziell unterstützt, sie organisiert internationale Begegnungen.

Wie berichtet war Gianfranco Fini am Montag von allen offiziellen Empfängen ausgeladen worden. Sowohl der Berliner Parlamentspräsident Herwig Haase (CDU) als auch Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) hatten die ursprünglich geplanten Gespräche mit dem Neofaschisten abgesagt. Offizielle Begründung: Der Besuch habe nach den öffentlichen Protesten eine politische Bedeutung erhalten, die ihm nicht zukomme. Mit der Ausladung von Fini ist jetzt auch für die SPD und die PDS der Fall Haase erledigt. Die von ihnen geforderte Sitzung des Ältestenrats sei jetzt nicht mehr nötig, hieß es.

Finis Auftritt in der Europäischen Akademie sei lediglich gefährdet, wenn der eloquente 43jährige eine Diskussion verweigere, sagte Akademieleiter Stratenschulte. „Ansonsten hat sich für uns nichts geändert.“ Sowohl das Pressegespräch mit Fini als auch die Debatte im Politischen Club der Akademie werden stattfinden. „Wir haben uns schon vorher keine Illusionen über Herrn Fini gemacht“, meinte Stratenschulte gestern. In der Akademie im Grunewald finde „kein Feldgottesdienst statt, zu dem alle Rechten kommen“, beteuerte er. Die 400 eingeladenen Diplomaten, Wissenschaftler und Journalisten hätten jetzt vielmehr Gelegenheit, Fini kennenzulernen und zu befragen. Christian Füller

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