Mit dem Circus Mignon auf du und du

Am Anfang war die Bewegungstherapie. Um Zwölfjährigen Lust darauf zu machen, gründete Martin Kliewer den Circus Mignon – ein Projekt, das ausschließlich behinderten und motorisch gestörten Jugendlichen helfen sollte. Mit ihnen begann er 1992, zweimal wöchentlich in einer Turnhalle Jonglieren, Einradfahren und Stelzenlaufen zu üben – sehr zum Neid ihrer NachbarInnen und Geschwister. Als die nicht mehr nur durchs Fenster zugucken wollten, entstand der Circus Mignon, wie er jetzt ist. Spenden sorgten für Zelt, Wagen und Ausstattung.

Insgesamt arbeiten 70 Jugendliche bei Mignon, 40 von ihnen als ArtistInnen. „Man kann hier richtig Karriere machen“, sagt Kliewer. Wer Clown war, steigt auf zur Technikerin und schließlich zur Betreuerin. Vier TherapeutInnen und PädagogInnen betreuen die Gruppe. „In der Manege sollte man behinderte und nichtbehinderte Kinder nicht auseinanderhalten können“, wünscht sich Martin Kliewer. Wieviele Behinderte und Nichtbehinderte dabei sind, steht nicht fest. Wichtig ist nur: „Man muß mit vollem Einsatz dabei sein.“

Kliewer leitet das Haus Mignon, ein Nienstedter Zentrum für ambulante Heilpädagogik. Vor fünf Jahren gründete er den Zirkus. „Unsere Warteliste ist unendlich“, erzählt er. Alle zwei Jahre wechselt die Besetzung. Denn nur so lange darf jedes Kind beim Zirkus bleiben, eintreten dürfen die AkteurInnen mit zwölf Jahren.

In den ersten Monaten probieren sie verschiedene Disziplinen aus: Kugellaufen, Steppen oder Feuerschlucken. Später muß sich jeder für zwei Künste entscheiden. „Einzelnummern gibt es bei uns nicht“, erläutert Kliewer sein Konzept. Ob SeiltänzerInnen, TurnerInnen oder Clowns – alle treten in Gruppen auf.

Nur selten verlasse jemand vor Ablauf der zwei Jahre den Zirkus. Den meisten mache es Spaß, und die Tourneen und regelmäßigen Auftritte ermuntern zum Durchhalten. juw