■ Vorlauf
: Märchenstunde

„Ende einer Leidenschaft“, Montag, 20.15 Uhr, ZDF

Das Titelversprechen wird schon in den ersten Minuten des Films eingelöst: Mittags im Auto gibt's den ersten Kuß zwischen den beiden Deutschen in Japan; am Nachmittag stellt sich heraus, daß der eine, Automanager Zenker (Sebastian Koch), die Tochter des japanischen Firmenchefs heiraten wird; am Abend hindert ihn das nicht daran, seine schöne Kollegin Lina Fischer (Katja Flint) zu vergewaltigen, als die schon nichts mehr von ihm wissen will.

In Japan, so erzählt der Film von Regisseur Niki Stein, ist die Offenlegung sexueller Gewalt in der Firma ein Tabu, also zeigt Lina den Zenker nicht an, sondern kündigt und kehrt nach Deutschland zurück. Sie hofft, nie wieder etwas von ihrem Vergewaltiger zu hören.

Was für andere schon die ganze Geschichte wäre, ist für das Autorenteam Daniel Maximiulian und Thomas Pauli nur der Einstieg. Schnelle Schnitte, japanische Sprache mit deutschen Untertiteln und Tokioter Originalschauplätze – eine Woche Nippon hat sich das ZDF die aufwendige Produktion allein diese erste Sequenz kosten lassen – und daß das Team, wie Regisseur Stein berichtet, aufgrund fernöstlicher Filmsitten jeden Abend sturzbetrunken war, ist dem Ganzen wirklich nicht anzumerken.

Wackelig wird's nämlich erst im Folgenden. Sechs Jahre später hat Lina eine sechsjährige Tochter, einen neuen Mann, einen neuen Job und – o Schreck! – einen neuen Chef, der sich an die Tochter heranmacht: Zenker. Daß dieser Kerl in einem solchen Film nicht ungestraft davonkommen darf, ist sowieso klar, aber die Art und Weise, wie zum „Ende einer Leidenschaft“ hier Grisham-Versatzstücke mit Lopez-Affären vermischt werden, ist schon etwas arg dick aufgetragen und erinnert an das Land der anbrechenden Märchenstunde. Am Schluß ist der schurkische Zenker natürlich ruiniert – aber nur, weil Lina seine unseriösen Geschäftspraktiken aufgedeckt hat.

Und was, wenn er sauber gearbeitet hätte? Die Vergewaltigung wäre ungestraft geblieben. Eigentlich doch ganz schön realistisch. Stefan Kuzmany