Erfolgreich und zukunftsweisend?

■ Neue Eingreiftruppe gegen Organisierte Kriminalität „Kosta“ hat nicht nur den Mord an dem Altonaer Kaufmann Bernd H. aufgeklärt Von Kai v. Appen

Ein halbes Jahr nach dem tödlichen Schuß auf den Altonaer Geschäftsmann Bernd Heede ist es der neuen Eingreiftruppe „Kosta“ in Zusammenarbeit mit der Mordkommission, dem Dezernat „Organisierte Kriminalität“ sowie dem Mobilen Einsatzkommando gelungen, den Mord aufzuklären. Als Todesschützen ermittelte „Kosta“ den 24jährigen Albaner Gjika A., der bereits seit Januar in Untersuchungshaft sitzt.

Der Mord an Bernd Heede war nach Polizeiangaben der Höhepunkt von Schießereien zwischen rivalisierenden Banden. Die Polizei geht davon aus, nunmehr alle Gewalttaten innerhalb der Albanerszene – zwei Morde sowie sechs Mordversuche – aufgeklärt zu haben. Außerdem werden den Clans insgesamt 20 Delikte im Bereich des Drogen- und Waffenhandels sowie Urkundenfälschungen und Körperverletzungen vorgeworfen. Sieben Personen sind in Haft.

Konkret glaubt die Polizei drei rivalisierende Banden ausfindig gemacht zu haben, die sich seit Oktober vorigen Jahres wegen der Anteile auf dem Drogenmarkt zunehmend feindlich gegenüberstanden. So gibt – nach den gestern verkündeten Ermittlungen – der 18jährige Genc M. (Gruppe 3) am 14. Oktober 1994 vor dem „Ali Baba“ auf den 33jährigen Hiqmet D. (Gruppe 2) drei Schüsse ab, weil sich dieser als „Fremder“ in das Drogengeschäft in St. Georg drängen wollte. D. bleibt unversehrt. Zwei Tage später kommt es im „Club 88“ auf St. Pauli zu einem Schußwechsel. Alfred D. (Gruppe 1) schießt auf Astrit E. (2), der das Feuer erwidert und Zydi D. (1) tödlich trifft. Am 27. November eröffnen in der Simon von Utrecht-Straße auf St. Pauli Gjika A. (2) und Hiqmet D. (2) auf Arthur B. und Alfred D. (beide 1) das Feuer, ohne sie lebensgefährlich zu verletzen.

Am 12. Dezember 1994 schließlich suchen Gjika A. und Hiqmet D. das Schnellrestaurant McDonalds am Bahnhof Altona auf. Als Hiqmet D. Genc M. erblickt, schießt er. Auf der Flucht durch die Neue Große Bergstraße wird er von einem Passanten zu Boden gerissen. Der Geschäftsmann Bernd Heede, der den Vorfall direkt vor seinem Laden beobachtet, kommt dem Passanten zur Hilfe. Gjika A. schießt gezielt auf ihn, Heede stirbt an den Schußverletzungen.

Für die Polizei ist der Aufklärungserfolg vor allem durch das seit Januar durch „Kosta“ ergänzte „operative Präventionskonzept“ möglich geworden. Die Ermittlungen wurden beim Dezenat Organisierte Kriminalität gebündelt, sämtliche vorhandenen kriminalistischen Vorkenntnisse über die in Frage kommenden Täter wurden dort konzentriert.

Hört sich logisch an, ist für Hamburgs Polizei aber offenbar bahnbrechend: „Dieses neue Bekämpfungskonzept ist erfolgreich und zukunftsweisend“, eigenlobte gestern ein Polizeisprecher. Dem hatte Innensenator Hartmuth Wrocklage wenig hinzuzufügen. Konzentrierte Fahndungs- und Ermittlungsarbeit sei unverzichtbar, stellte der Senator fest und gab sich kämpferisch: „Hamburg geht mit aller Konsequenz gegen das organisierte Verbrechen vor.“