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■ VorschlagBillig als Konzept: im Kaufladen für Kunst in der Galerie "Das Institut"

Vorschlag

Billig als Konzept: im Kaufladen für Kunst in der Galerie „Das Institut“

Schöne Dinge sind in aller Regel teuer, aber eigentlich nur dann interessant, wenn man sie sich auch leisten kann. Das dachte sich zumindest die 28jährige Joanna Kamm, die sich ihre Nase an den Schaufensterscheiben der hiesigen Galerien regelmäßig plattgedrückt hatte. Irgendwann mußte also der Moment kommen, in dem sie die entsprechenden Kontakte knüpfte und selbst eine Galerie einrichtete. Oder genauer gesagt: eine Art Krämerladen für Kunst, an dem kein Stück die 400-Mark-Schmerzgrenze überschreiten sollte. Denn wer kann es sich schon leisten, mindestens 5.000 Mark für ein Originalkunstwerk auszugeben? Um eine größere Ansammlung der meist unverkäuflichen Ladenhüter zu vermeiden, wird kein Exponat länger als einen Monat in dem Laden hängen. Alle zwei Monate sollen zudem Auktionen stattfinden, auf denen die Werke dann im großen Stil und mit dem Holzhammer unter das Volk gebracht werden.

Im „Institut“, einer erst kürzlich eröffneten Galerie für zeitgenössische und Pop-Kunst, hat sich die Junggaleristin Kamm ein rund 100 Quadratmeter großes Kämmerchen unter den Nagel reißen können, das sie jetzt von oben bis unten mit Originalkunstwerken vollgestellt hat. Ob Malerei von dem Hamburger Künstler 4000, dem hier in Berlin so gefeierten DAG, Jim Avignon oder Karen Koltermann; Objekte von Peter Maibach und Svenja Hehner, Fotografien von Kerstin Ehmer-Kraus und anderen; ob Zeichnungen, Drucke, Videokunst oder Grafiken – das Angebot erstreckt sich über jeden Gestaltungsbereich, den die bildende Kunst so bietet. Am Ende hat das Warensortiment nur zwei Dinge gemeinsam: den erschwinglichen Preis und ein kleines bis mittelgroßes Format. Über 20 KünstlerInnen aus mehreren europäischen Ländern hat Kamm bis jetzt für ihr Projekt gewinnen können.

Die Idee ist natürlich nichts Neues. So hatte der Szeneliebling Jim Avignon schon seit Jahren in regelmäßigen Abständen diverse Ausstellungs-Events veranstaltet, auf denen er seine Künstlerfreunde um sich scharte und nicht nur seine eigenen, sondern auch deren Werke zu vernünftigen Preisen verhökert, wenn nicht gar verschenkt hatte. Das Ganze war dann sozusagen ein Gegenstatement zum Kunstestablishment der Bildungsbürger. Doch das mit dem Gegenstatement sieht Joanna Kamm weniger verkniffen. Sie will nur die Leute bedienen, die keine Lust haben, mindestens zwei Monatsgehälter für ein Original auf den Tisch zu legen. Kirsten Niemann

heute ab 18 Uhr im „Institut“, Münzstraße 23, Mitte, Eintritt frei

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