Ein Dalí des Kabaretts

■ Kaberettfestival: Bei Josef Haders Programm blieben keine Fragen offen – oder alle

Nett und harmlos wirkt er; mit schwarzer Brille, vorgebeugten Schultern, kariertem Hemd und schlabberndem Anzug setzt er sich auf den Hocker, die einzige Bühnenrequisite. Und dann fängt er an zu erzählen, der Josef Hader. Von seiner Geburt im kalten Februar 62; vom Vater, der will, daß der Bub nicht Bauer wie er, sondern Künstler wird; vom Fasching, wo er nicht als Cowboy hin darf, sondern mit scharzem Rolli als Existenzialist gehen muß; von seiner Jugend, wo er richtig gefühllos war, auf einer Veranstaltung zugunsten zuckerkranker Kurden nach türkischem Honig fragt.

Josef Haders Auftritt beim Kabarettfestival auf Kampnagel erhielt letztlich den Titel: Hader spielt Hader. Und so war es auch, und es war gut: Hader spielt Hader. Wer aber ist Josef Hader? Kinogänger haben ihn vielleicht in dem Film Indien gesehen. Auch sonst wird man ihn sich merken müssen – falls man ihn überhaupt vergessen könnte. Haders Ausflüge ins Absurde sind Ballonfahrten. Dann wieder wird er zum Führer durch ein Röhrensystem des Phantastischen, ohne auch nur die Haltung noch die Beleuchtung, sondern nur die Stimme zu ändern. Das war, als er sich auf der Suche nach im Klo versunkenen Texten in die Kanalisation hinunterläßt. Sodann Hader begegnet dem Teufel in vielen Gestalten. In die australische Wüste geht's auch noch mit Reinhold Messner, der sich durch die Nase bohrend in seiner Erstbesteigung des eigenen Gehirns auflöst, nach Afrika zu den Fotomodellen der Caritas-Broschüre und schließlich ins Gängegewirr von Haders Seele.

Aus dem Plauderer Hader ist längst ein Dalí des Kabaretts geworden. Am Schluß besucht Hader seine Hoden im Liegestuhl und endet im Zimmer zum „Einzig-Wahren-Ich“: bei einem abgelaufenen Fruchtjoghurt, einem leeren Eierbecher und einer Wurst, auf der steht: „wurscht“. Die Reise ist zu Ende. Eingangs fragte Hader: „Noch Fragen?“ – Nein, Herr Hader, wirklich nicht.

Heike Schulte