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■ StandbildIm Triebstau

„Die Sexfalle“, Dienstag, 20.15 Uhr, RTL

Immer wenn es in TV-Romanen um Liebe, Treue oder wenigstens Ehrbarkeit geht, wird das Fernsehen ganz aufgeregt. Dann tut es so, als sei es großmütig und modern, als wüßte es, daß der erste Anschein trügt und sich die eigentliche Niedertracht im Krawattenschrank der Durchschnittlichkeit herumlümmelt. Dann drückt es gefallene Mädchen wie Eva (Jennifer Nitsch) an seine Brust, um sie vor Verleumdungen zu schützen, die der Film doch erst genüßlich mit dramatisch verwischten Rückblenden gemästet hat.

Eva testet professionell die Gatten ihrer Kundinnen. Und während die vorfreudig ihre Bierbäuche einziehen und sich auf Hotelbetten drapieren, schickt ihnen Eva die eigene Ehefrau zur Tür herein. Die Verführerin selbst vögelt nämlich nicht während der Arbeit.

Nur einmal, aber da hatte ihr Zielobjekt, der Architekt und Mann einer Millionärin Stefan (Jochen Horst), auch wild zupfende Geiger in eine Fabrikhalle geordert, um die Disziplinierte weichzukriegen. Außerdem hatte sie, die doch nicht mehr an die Himmelsmacht glaubte, sich ehrlich verliebt. Und dafür, so zwinkert uns das Fernsehen tantenhaft zu, hat man ja immer Verständnis. Also darf die romantisch Bekehrte auch ein bißchen Spaß haben, sich an- und ausziehen, tanzen und dem Kunden glasig in die Augen schauen und für ein paar Sekunden den Kleinmädchentraum von der weißen Villa mit dem graumelierten Architekten träumen.

Doch Eva, die arme Rippenfrau, ist auch hier nur Teil eines patriarchalen Plans, muß sie doch als Alibi für Stefan herhalten, der seine Alte mittels einer anderen Geliebten umbringen läßt. Spätestens jetzt wird es Zeit, Eva vor Polizeischikanen und anderem Unbill zu retten, und so stellt der Film noch einmal mit aller Zickigkeit klar, daß die inzwischen unter Mordverdacht Stehende eine Gute ist: Abendbegleitung war sie, keine Hure. Außerdem weiß sie am Ende, was sich gehört, schickt sie doch Eheringträger direkt nach Hause zur Ehefrau. Da können sie dann gemeinsam Fernsehen gucken und sich bei Filmen wie „Die Sexfalle“ darüber freuen, welche Sünden man selbst wieder ausgelassen hat. Das schmatzt vor Ordnungsliebe und bürgerlichem Triebstau. So billig ist die Vermählung von vernebelter Andeutungserotik und betoniertem Familiensinn selten zu haben gewesen. Birgit Glombitza

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