Wie im Mittelalter

■ Architekten-Kammer möchte Studiengänge in Hamburg erhalten

Auch Akademiker können deftig werden. Als „sinnlos“und „wenig reflektiert“bezeichnet die Hamburger Architektenkammer Pläne des Senats, die Zahl der Studienplätze im Bereich Architektur und Stadtplanung wegen angeblich schlechter Berufsaussichten zu reduzieren. Die Kammer fordert, die drei Studiengänge zu erhalten.

Die Wissenschaftsbehörde hatte Anfang der Woche ein Gutachten vorgelegt, wonach 1400 der derzeit 2000 Studienplätze gestrichen werden sollen. Der Studiengang Stadtplanung an der TU Harburg soll demnach komplett schließen. An der Fachhochschule wollen die Gutachter die Lehr- und Studienplatz-Kapazitäten halbieren. Dafür soll an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) ein „hochqualifizierender Studiengang“entstehen. Mit 50 statt wie bisher rund 80 Studierende im Jahr und weiterhin mindestens 14 ProfessorInnen.

Die Präsidentin der Hochschule für bildende Künste (HfbK), Adrienne Goehler, begrüßt den Vorschlag, die Zahl der Architektur-Studienplätze an ihrer Schule zu reduzieren. Die Gutachter-Kritik an der Qualifikation der Lehrenden dagegen sei „Quatsch“.

Asmus Werner, Vize-Präsident der Architekten-Kammer, hielt sich gestern nur mühsam zurück: Das Gutachten sei ein „Rund-um-Schlag“. Die Kammer hat parallel zu dem Senats-Gutachten einen eigenen Bericht angefertigt. Sie weist darin das Senats-Argument zurück, es gebe in Norddeutschland zu viele Architektur-Studienplätze.

Die Kopplung der Studienplatzzahlen an einen vermuteten Arbeitsmarktbedarf sei „sinnlos, da Hamburger Hochschulen weder ausschließlich für Hamburger Studenten offen noch ausschließlich für Hamburger Arbeitsplätze zuständig sind. Eine solche Kleinstaaterei ist glücklicherweise bereits im vergangenen Jahrhundert endgültig abgeschafft worden.“Hamburger Absolventen arbeiteten weltweit in vielen Branchen. „Fragen aus dem politischen Raum“nach Bedarf und Prognosen erschienen „wenig reflektiert“.

Die Studiengänge sollen intensiver kooperieren, fordert die Kammer. Auch eine stärkere Profilierung der Studiengänge, wie sie das Gutachten fordert, sei wünschenswert. Das Profil sollte jedoch „nicht nur gefordert, sondern auch gezielt finanziell und organisatorisch unterstützt werden“. Achim Fischer