■ Querspalte
: Putzen und putzen lassen

Wenn es um Personalfragen ging, verließen sich mein verstorbener Nennonkel Wladimir und seine Frau Clarissa auf ihr Stilempfinden. Der Dienstag war der wichtigste Tag in der Woche, dann kam Frau G., die „Hilfe“, vulgo: Putzfrau. Also wurde das Klo vorgeputzt, die Küche schon frühmorgens aufgeräumt und die Quarkschnitte für die Mittagspause bereitgestellt. Frau G. wienerte nämlich auch in der Nachbarschaft, und da wollten die beiden im Vergleich gut dastehen, war G. doch für ihre spitze Zunge bekannt („bei den B.s riecht es immer so komisch, na ja, jede Wohnung ist eben anders...“). Clarissa schwirrte ihrerseits emsig im Haus umher, räumte hier einen Schrank auf, faltete dort eine Serviette, wenn Frau G. wischte und schrubbte, denn „die Hausherrin darf niemals untätig sein, das gibt ein schlechtes Vorbild“.

Vorbei sind die Zeiten der alten Verhältnisse, hat das Meinungsforschungsinstitut emnid jetzt festgestellt. In 3.000 Haushalten hat emnid nach der Dienstleistungsmentalität gefragt. 71 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, daß „viele Dienstleistungen nicht notwendig sind, weil man sie selber erledigen kann“. Und 53 Prozent antworteten, sie ließen andere ungern Arbeiten machen, die ihnen selbst unangenehm seien. 53 Prozent! Den Deutschen ist die Putzfrau peinlich. Es ist fast wie früher mit dem Geld: Man spricht nicht darüber, aber man hätte sie gerne, die Putzfrau.

Dabei könnte es Abhilfe geben: bedienen und sich bedienen lassen mit dem steuersparenden Haushalts-Crossover mit feministischer Komponente. Es geht so: Sie schicken Ihren erwerbslosen Geliebten als Putzkraft zu einer Freundin, die erstens eine Putzkraft benötigt und zweitens auch über einen joblosen Lebensgefährten verfügt. Dieser wiederum tut bei Ihnen Dienst. Zahlen müssen Sie für die beiden nur die Beiträge zur Sozialversicherung, aber absetzen können Sie beider (Schein-)Gehälter von Ihrer hohen Steuerlast! Das spart Geld und Gewissen. Und dann leisten Sie sich mal eine ordentliche Putzfrau. Barbara Dribbusch