: Krumm und schief
■ Phantasievolle Öko-Spielgeräte schaffen in Bergedorf kindgerechtes Chaos
Auf Hamburgs Spielplätzen sieht es oft langweilig aus. Schnurgerade Formen und lieblos aneinandergereihte Spielgeräte. Statt kindgerechtem Chaos also Statik pur, statt Ökologie Sicherheit. Denn fast alle Hölzer, die sich auf Spielplätzen wiederfinden, werden im Kesseldruckverfahren imprägniert, wobei schwer entsorgbare Salze wie Chrom, Bor oder Fluor tief ins Holz gepumpt werden.
Daß es auch anders geht, zeigt der Spielgerätehersteller SIK-Holz aus Brandenburg. Ökologische Verarbeitung paart sich dort mit phantasievoller Gestaltung. „Wir verwenden nur Holz der heimischen Robinie“, erklärt Firmenberater Jörg Jahneke, „wegen seiner Härte braucht es kaum Isolierung.“Metallschuhe für Holz mit Bodenkontakt sind deshalb ebenso unnötig wie Chemie: „Wir benutzen nur Öle und Naturfarben.“
Bei den so isolierten Skulpturen und Geräten kommt Christine Els-Meltzer vom Bezirksamt Bergedorf ins Schwärmen: „Es sind phantastische Spielgeräte, so krumm und schief, wie Kinder sie haben wollen.“Das liegt nicht nur an der Handarbeit und den aufwendigen Schnitzereien, sondern auch an der schnellwachsenden, wetterfesten Robinie. Ihr Holz wird so krumm verarbeitet wie es wächst.
Außerhalb von Bergedorf sucht man die Robiniengeräte auf staatlichen Spielplätzen Hamburgs bisher jedoch vergebens – sie sind allesamt konventionell ausgerüstet. An den hohen Sicherheitsanforderungen kann das kaum liegen. Zwar sind diese nirgends so streng wie in der Hansestadt, deren zuständige Umweltbehörde deswegen „bundesweit verschrien ist“, bedauert Els-Meltzer. Doch TÜV sowie DIN-Maßstäbe geben Holz und Verarbeitung der Robinie gute Noten. Aus den Bezirksämtern ist folglich nichts Negatives zu hören.
Bleibt noch die Preisfrage. „Handarbeit ist eben nicht billig“, bedauert Pastorin Sabine Ramm von der Harburger Apostelgemeinde, die als einzige ein SIK-Gerät im Repertoire hat. Doch billige Geräte mit Salzimprägnierung, kritisiert auch der BUND, haben den Nachteil, daß die giftigen Substanzen vom Regen herausgewaschen werden und in Kinderhände gelangen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist deshalb bei SIK auch gar nicht schlecht, meint Hartmut Kullack vom Bezirksamt Altona. Allein, er kannte die Firma bis zur taz-Anfrage nicht. Ein Übermittlungsproblem also. Bleibt zu hoffen, daß sich das ändert. Immerhin steht bei den Spielgeräteausschüssen der Behörden bisher oft nur reines Sicherheitsdenken im Vordergrund. Da könnte SIK einen Öko-Trend setzen und einen kreativen dazu. Denn: „Die Entwicklung geht zum Naturspielplatz“, glaubt Pastorin Ramm. Jan Freitag
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