Erste Methadonambulanz eröffnet

■ Mit einem neuartigen Konzept wird erstmalig Methadonvergabe und psychosoziale Betreung verbunden

Rund hundert substituierte Heroinabängige erhalten ihr Methadon künftig bei der Ambulanz für Integrierte Drogenhilfe (A.I.D) – die erste Einrichtung dieser Art in der Stadt. Bislang mußten Abhängige bei niedergelassenen Ärzten ihre Methadondosis abholen.

Die Besonderheit des Projekts, das keine Unterstützung vom Senat bekommt, liegt darin, daß neben der eigentlichen Substitutionsbehandlung zugleich ein umfassendes psychosoziales Betreuungsangebot angeboten wird. Dies schreibt der Senat für die derzeit 1.300 substituierten Süchtigen zwingend vor. Doch bisher wird dies dezentral von verschiedenen Drogenberatungsstellen geleistet.

Ein Umstand, der körperlich und seelisch schwerstkranke Junkies häufig zum Abbruch der Substitutionsbehandlung und damit zum Rückfall veranlaßt. „Der Großteil unserer Klienten ist einfach körperlich und psychisch nicht in der Lage, zu zwei Adressen zu gehen. Darauf mußten wir reagieren“, erklärt Christian Bauer, einer der Initiatoren des A.I.D.

Der Mediziner, der das Projekt gemeinsam mit seiner Kollegin Gabriele Bellmann leitet, weist darauf hin, daß beim A.I.D. überdurchschnittlich viele Patienten massive psychische Störungen und Traumatisierungen haben.

Auch körperlich benötigen viele Ambulanzpatienten eine wesentlich intensivere und umfangreichere medizinische Hilfe. Abgesehen von anderen Krankheiten wie Hepatitiden, Infektionen und Abszessen sind fast fünfzig Prozent der im A.I.D versorgten Süchtigen HIV-infiziert. Demnächst soll die Versorgungskapazität der Ambulanz auf einhundertfünfzig Schwerstabhängige ausgedehnt werden.

„Es wäre sinnvoll, zusätzlich unter medizinischer Kontrolle auch mit Heroin oder Morphium zu arbeiten“, wünscht sich Christian Bauer: „Wir könnten sofort anfangen. Aber da ist die Politik gefordert!“ Peter Lerch