■ Standbild
: Gute Idee verschenkt

„Davids Rache“, Mo. 20.15 Uhr, ZDF

Im Tonfall einer äußerlich jung wirkenden Großmutter kündigt uns die ZDF-Ansagerin „Däivids Rache“ an. Doch der Mann, dem der Film seinen Titel verdankt, kam nicht aus dem angelsächsischen Sprachraum, sondern aus Georgien. Ähnlich pseudo-reißerisch beginnt der Film mit einem Trailer, der seine Höhepunkte zusammenfaßt und uns kurze Blicke auf spärlich bekleidete Damen sowie gewaltsam aufgerissene Türen gewährt...

Auf diese Mainzer Offensive gegen das eigene Image der Verschlafenheit folgt ein Film, bei dem zumindest die Idee gar nicht so verkehrt ist. Der spießige spätachtundsechziger Oberstudienrat Christian macht sich auf einer Studienreise nach Georgien an die Freundin des Dolmetschers David heran. Als David Jahre später zum Gegenbesuch nach Deutschland kommt, verdichtet sich das schlechte Gewissen Christians zu einem Gespinst aus Wahnideen. Er bildet sich ein, David sei ein KGB-Agent, der ihm die Frau ausspannen will und seinen Sohn mit nationalistischen Ideen aufhetzt.

„Dieser Mann unterminiert mein Leben systematisch“, klagt der Lehrer einer Kollegin, doch in Wahrheit ist es Christian selbst, dessen vermeintlich liberale, gutmenschelnde Grundhaltung einen Fremdenhaß (ver-) birgt, der dem der Neonazis (mit denen sein Sohn sympathisiert) in nichts nachsteht.

Der Roman von Hans Werner Kettenbach ist spannend, doch seine Fernsehinszenierung leider zu unentschlossen und zu grobkörnig, um die Idee vom schmalen Grat zwischen Toleranz und Intoleranz angemessen zu bebildern. Die Einstellungen sind zumeist unfilmisch fotografiert, so daß zentrale Informationen hauptsächlich über wortlastige Dialoge vermittelt werden müssen. Dabei bleiben die Charaktere unscharf, und das Unheimliche des Mannes aus Georgien ist dabei ebensowenig spürbar wie die Atmosphäre progressiver Spießigkeit im Haus des Lehrers.

Als zum Beispiel ein Schüler zu Christian kommt, um sich kleinlaut für eine Nazischmiererei zu entschuldigen, braucht der Film viel zuviel Zeit, um den Charakterzug eines verbiesterten, tyrannischen Lehrers aufzuzeigen, der keine Gnade kennt, aber nach außen hin eine vorzeigemäßige Theatergruppe leitet. Da packt selbst den gewillten Zuschauer irgendwann die Langeweile. Manfred Riepe