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PEN-Klub vor Spaltung

■ Streit um schwedische Schriftsteller, die Massaker in Peking rechtfertigten

Stockholm (dpa) – Der schwedische PEN-Klub steht vor der Spaltung. Grund ist der gescheiterte Versuch, das Schriftstellerpaar Jan Myrdal und Gun Kessle am Dienstag abend per Abstimmung aus dem Verband auszuschließen. Der Ausschluß war von Mitgliedern beantragt worden, weil das Paar sich positiv über das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking geäußert hatte. Jetzt wollen 56 Mitglieder, darunter fünf ehemalige Vorsitzende, die Autorenvereinigung verlassen.

Myrdal (69) und seine Lebensgefährtin Kessle (70), die Ende der 60er Jahre mit positiven Reiseschilderungen aus dem China der Kulturrevolution international bekannt geworden waren, hatten Anfang des Jahres erklärt, die chinesische Führung habe mit ihrem gewalttätigen Vorgehen gegen demonstrierende Studenten 1989 „politisch das einzig Richtige“ getan. Zuvor war Myrdal, ein Sohn der schwedischen Nobelpreisträger Alva und Gunnar Myrdal, bereits heftig kritisiert worden, weil er Verständnis für die Verfolgung des britischen Schriftstellers Salman Rushdie („Die satanischen Verse“) durch das iranische Regime geäußert hatte.

Die erforderliche Zweidrittelmehrheit für einen Ausschluß kam nicht zustande. Um die beiden mit einfacher Mehrheit auszuschließen, war eine Satzungsänderung beantragt worden, für die ebenfalls eine Zweidrittelmehrheit erforderlich gewesen wäre. Für diese Satzungsänderung fand sich aber nur eine einfache Mehrheit. Die PEN-Vorsitzende Monica Nagler sagte, sie betrachte den bevorstehenden Massenaustritt als „schweren Aderlaß“. Ihr Vorgänger Pär Westberg erklärte zu den Motiven des Massenaustritts: „Wir können nicht Mitglied in einem Klub sein, in dem ein Mitglied immer wieder mit dem Grundsatz brechen kann, von Verfolgung und Zensur bedrohte Journalisten und Autoren zu verteidigen.“ Myrdal äußerte sich zufrieden über den Ausgang des Streits und nahm von seinen Äußerungen nichts zurück.

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