Altbekanntes von alten Bekannten

■ Die Akademie der Künste am Hanseatenweg zeigt „Positionen schwuler Kunst“

Was wär' es schön, ein Mädchen zu sein. Sich die goldenen Locken zu bürsten und die popoweichen Wangen zu pudern, in seidene Kleidchen zu schlüpfen und bunte Ringe anzustecken. Was wär' es schön, ein Mädchen zu sein, träumen die kleinen Jungs in den Puppenbetten. Und die großen Jungs zwischen den „Positionen schwuler Kunst“. Am Mittwoch wurde die Kunstausstellung in der Akademie der Künste eröffnet. Ohne Mädchen, die waren ausgeladen.

„Wir wollen eine schwule Ästhetik konstituieren“, erklärte Martin von Ostrowski, der die Homo-2000-Schau zusammen mit Rinaldo organisiert hat. Attila R. Lukacs zeigt „Freundespaare“ auf Ikonengrund. Hunter Reynolds druckt Namen von Aidstoten auf ein Kleid. Auch die Mädchenträume von Piotr Nathan und Peter Knoch lassen vergessen, was die Ausstellung sonst bietet: Altbekanntes von alten Bekannten.

Auf die bewährte Mischung von Sex und Herz und Schmerz hat Martin von Ostrowski die homosexuelle Kunst zurechtgestutzt. „Schwule Künstler können sich sehr gut in weibliche Ästhetik einfühlen“, meint der Kurator, der sich selbst – Gott schütze uns vor Überraschungen – als „Königin Luise“ präsentiert. Die lächelt stoisch zwischen den stöhnenden Pornohelden von Michael Brynntrup und dem Riesenarschloch von Martin E. Kautter.

„Königin Luise“ hat „dafür plädiert, daß wir Sachen ausstellen, wo wir Bescheid wissen“. Frauen gehören nicht dazu. Auch nicht die beiden Künstlerinnen, die man ausgeladen hat. Dabei hätten Svenja Hehners Wortkunstobjekte ganz gut reingepaßt. „I want to be a Woman“ steht auf ihren verfremdeten Pillenschachteln, eine Installation zum Thema Medizin hatte sie geplant. Kein Bedarf, hieß es plötzlich, „wir haben beschlossen, daß wir keine Frauen drinhaben wollen. Ihr könnt ja eine lesbische Front bilden und euch abkoppeln.“

Nicole Volpert kennt die Sprüche. Die Fotografin macht Bilder über Homoszene, Identität und Gewalt. Und ist nicht mehr traurig über den Rausschmiß. „Schwule Künstler wollen ihre Sexualität ausstellen, nicht ihre Identität“, sagt sie, „vielleicht sollte man die Ausstellung ganz einfach 100 Jahre dicke Schwänze nennen.“

„Positionen schwuler Kunst“ läuft bis 17. August in der Akademie der Künste. Svenja Hehner und Nicole Volpert stellen ab 18. Juli in der Humboldt-Uni aus. Da läuft eine Veranstaltungsreihe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Mit Mädchen. Constanze von Bullion