Agents provocateurs und Revolte

■ betr.: „Polizei-Codewort ,Emmer ling‘“, taz vom 26. 5. 97

Gratuliere, endlich mal wieder eine, die sich dieses leidigen Themas „interne Sportveranstaltung oder Mutprobe der Polizei“ per Presse angenommen hat.

Hätte ich es selbst nicht per Zufall bei der Reagan-Demo in Berlin genauso miterlebt, ich würde es immer noch nicht glauben, daß so etwas möglich ist. (Fünf über Dreißigjährige, in Motorradkluft, die auf einem von Baubrettern verdeckten Parkplatz aus einem Opel steigen, sich über Handfunksprechgeräte mit jemandem besprechen, in der Hand Wollkäppis halten.)

Genau diese fünf sehe ich später wieder, wie sie in einen Autonomen-Pulk reinrennen/reindrängen und wie dort zwei oder drei von ihnen Pflastersteine gezielt auf Personen in der Mitte werfen, was natürlich beträchtliche Unruhe auslöst. Die anderen zwei oder drei aber gleichzeitig auf der anderen Seite aus dem Pulk heraus Steine ins Schaufenster eines Großgetränkemarktes werfen, um dann anschließend sofort im Fünfertrupp wieder hinter die Polizeilinie zu verschwinden. Einige Autonome haben das gesehen, setzen den fünf hinterher, holen sich aber von den Uniformierten Prügel ab, und schon ist eine große Straßenschlacht im Gange.

Am nächsten Tag steht in der Zeitung „Autonome plündern Getränkemarkt“ und „Polizei verhinderte Schlimmeres“. So rechtfertigt sich ein Sonntags- und Teure- Überstunden-Massen-Polizeieinsatz. Uschi Gottwald, Bremen