■ Mit ostdeutscher Forschung auf du und du
: Labors mit Westhilfe

Berlin (taz/AP) – Ohne staatliche Milliardenhilfen aus Bonn wäre die Forschung in den ostdeutschen Unternehmen nach der Wende zusammengebrochen, so eine gestern in Berlin vorgestellte Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft. Forschung und Entwicklung (FuE) in den Ostfirmen wurde von Mitte 1990 bis Ende 1995 mit insgesamt vier Milliarden Mark von der Bundesregierung direkt gefördert. Damit sei es gelungen, die industrielle Forschung im Osten „auf einem, wenn auch insgesamt niedrigen, Niveau zu stabilisieren“, so die Autoren vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und dem Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen (SöSTRA).

Mit einem durchschnittlichen Einsatz von 16.000 Mark pro Forscher und Jahr waren die Zuschüsse eine wesentliche Stütze für innovative Ostfirmen. Bezogen auf alle Unternehmen erreichen die fünf neuen Länder trotzdem nur 13 Prozent der vergleichbaren Ausgaben für FuE in Westdeutschland. Die Zahl der Industrieforscher pro Einwohner liegt nur bei einem Drittel des Westens.

Die in dem Gutachten erfaßten Betriebe hätten im Zeitraum 1993 bis 1996 ihre Produktpalette kräftig erneuert, sagte DIW-Experte Kurt Hornschild. Firmen mit eigener FuE hätten besser abgeschnitten als der Durchschnitt.

Weil die Förderung nach Ansicht des Bundeswirtschaftsministeriums so gut gewirkt hat, sollen von 1998 bis 2001 weitere 1,5 Milliarden Mark auf diesem Gebiet fließen. Das ist auch nötig, meinen die Autoren der Studie: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen aus den neuen Ländern sehen nach wie vor akute Probleme bei der Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen und der Markteinführung von Produkten. Hier mache sich vor allem das Fehlen großer Unternehmen im Osten als potentielle Abnehmer bemerkbar, so die Studie. Ein Drittel der Befragten gibt an, daß sie sich eine Forschungsabteilung ohne staatliche Hilfe nicht leisten könnten, die Durststrecke zwischen Labor und verkäuflichem Produkt zulang wäre.

Einen Makel der Ostförderung erwähnen die Autoren der Studie nur indirekt: Die vier Milliarden Mark, die bisher als Zuschuß zur Entwicklung zukunftsträchtiger Produkte geflossen sind, machen gerade 0,3 Prozent der gesamten Finanztransfers in die neuen Bundesländer aus.

Von 1990 bis einschließlich 1996 summierte sich der Bruttotransfer für den Aufbau in Ostdeutschland laut Wirtschaftsministerium auf 1.200 Milliarden Mark. rem