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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Absolute Power USA 1997, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Gene Hackmann, Laura Linney

„Der Gentleman-Einbrecher, der mit Samthandschuhen arbeitet und nur die hochkarätigsten Juwelen seines Zugriffs für würdig erachtet, ist ein Idol aus früheren, besseren Zeiten. Um so erfreulicher, daß Clint Eastwood als Regisseur und Star mit der ganzen Grazie seines Professionalismus den guten alten Meisterdieb, der das Stehlen als schöne Kunst betrachtet, noch einmal brillieren läßt. Nicht nur um edele Juwelen geht es natürlich, auch um eine schöne Frau und dann, unvermeidlich am Ende des 20. Jahrhunderts, um viel Blut, Mord, Gewalt. Unser Held gerät nämlich nicht mit irgendwelchen Lausebengeln ins Gemenge, sondern mit dem mächtigsten und korruptesten Drecksack weit und breit, dem Präsidenten der USA, der notfalls auch seine Bodyguards als privates Killerkommando einsetzt. Im übrigen jedoch kann man einem Thriller wie diesem nicht nachsagen, daß er aus dem wirklichen Leben gegriffen sei; er will ohne störende Skrupel der schönen Kunst des Nervenkitzels huldigen.“(Der Spiegel) Europa, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Auf der Jagd nach dem Nierenstein Norwegen/Schweden 1996, R: Vibeke Idsöe, D: Torbjörn T. Jensen, Jenny Skavlan

„Der spannende Körpersaft- und Organthriller erzählt die Geschichte von Simon, der mit Hilfe seines altklugen und zauberkundigen Teddys zu einer Reise in den kranken Körper seines Großvaters aufbricht. In dessen Nieren werkeln garstige Salzhacker an einem riesigen, ungesunden Kristall – dem Nierenstein. Gemeinsam mit zwei Blutkörperchen nimmt Simon den aufwendig animierten, abenteuerlichen Kampf auf. Die tränenreiche Geschichte ist weder traurig noch nur für Kinder.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter

Der Aufstand der Tiere Großbritannien 1955, R: Halas und Batchelos

„Zeichentrickfilm, der in Form einer Fabel Sinn und Funktionalität von Revolution kritisch beleuchtet: Die Tiere eines Bauernhofes befreien sich von ihren menschlichen Unterdrückern und übernehmen die Macht, wonach sie jedoch schon bald wieder in ihren eigenen Reihen die alten Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse wiederherstellen. Eine formal und teilweise bestechende Bearbeitung des Romans von George Orwell.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

B

Beavis und Butt-Head machen's in Amerika USA 1996, R: Mike Judge

„Seit Jahren sind sie, MTV sei Dank, Kultfiguren. Und nun tummeln sich die beiden Cartoon-Knalltüten auch noch auf der Leinwand in einem Zeichentrick-Road-Movie. Überraschenderweise kommen die Abenteuer der Grunge-Knaben verblüffend komisch daher, sind durchaus abendfüllend und so subversiv wie auf MTV. Reichlich auf Drogen mutiert Beavis mal wieder zum durchgedrehten „Cornhoolio“und wirbelt zum großen Finale das Weiße Haus durcheinander - um schließlich gemeinsam mit Butt-Head die Welt zu retten. Bill Clintons Dank ist den beiden Deppen sicher. Und Walt Disney wird sich im Grabe umdrehen.“(Bremer) UT-Kinocenter

C

Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich

Auf die Rechnung des Produzenten Jerry Bruckheimer gehen solche Actionfetzer wie „Top Gun“, „Crimson Tide“und zuletzt „The Rock“. Jetzt setzt er seinen Helden aus diesem Film auch gleich in seinem neusten ein: Nicolas Cage ist in „Con Air“ein hochdekorierter Soldat, der zufällig im gleichen Flugzeug wie eine Reihe von Berufsverbrechern ist, die auf dem Wege ins Gefängnis schnell mal das Flugzeug in ihre Gewalt bringen. Action satt also mit John Malkovich und Steve Buscemi als bösen Buben. Regisseur Simon West hat bisher zwar nur Werbespots gedreht, aber bei dieser Art von Filmen hat eh der Produzent das Sagen. UFA-Palast, UT-Kinocenter

Crimetime Großbritannien/Deutschland 1996, R: George Sluizer, D: Pete Postlewaite, Stephen Baldwin, Sadie Frost

„Ein Schauspieler steigert sich immer mehr in die Rolle eines Serienmörders hinein, die er in einer „Aktenzeichen XY“nachempfundenen Fernsehsendung verkörpert, bis der Killer ihn schließlich ermuntert, seine Rolle auch in Wirklichkeit zu spielen – in seinem eigenen Interesse, den ohne die Morde wäre er arbeitslos. Was von der Idee her ein faszinierendes Gegenstück zu Sluizers originalem „Spurlos“hätte werden können, verliert durch Stilwechsel und den angestrengten Willen zur Universalität.“(tip) UFA-Stern, MUWI-Filkunst (OL)

D

Dante's Peak USA 1997, R: Roger Donaldson, D: Pierce Brosnan, Linda Hamilton

„Wo anders als im Kino hat man schon die Möglichkeit, hautnah dabei zu sein, wenn ein Vulkan ausbricht? Die Filmemacher haben offensichtlich gut recherchiert, denn die einzelenen Stadien des Ausbruchs werden sehr detailiert und überzeugend vorgeführt. Dafür ist aber das Drehbuch extrem einfältig. Kein Klischee wird ausgelassen: Natürlich springt ein süßer Hund in letzter Sekunde in Sicherheit, und wenn ein unsympathischer Dickkopf sich nicht evakuieren läßt, weiß jeder, daß er die erste Hälfte des Films nicht übersteht. Ähnlichkeiten mit „Daylight“, dem letzten Tunnel-Disaster-Film, erklären sich dadurch, daß derselbe Autor für beide Skripts verantwortlich ist. Aber ich persöhnlich glaube, daß „Leslie Bohem“ein Computer-Software-Programm ist, denn man mag kaum glauben, daß ein Mensch so formelhaft und unpersöhnlich schreiben kann.“(Christopher Tookey) UfA-Stern, MUWI-Filmkunst (Ol)

Danzon Mexiko 1990, R: Maria Novaro, D: Mario Rojo, Tito Vascondelos / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Ein Tanzfilm, eine romantische Liebesgeschichte, eine Identitätssuche, ein Portrait mexikanischen Alltagslebens: „Danzon“hat viele Register, weiß sie aber zusammenzuhalten und das ganz und gar beiläufig durch die Musik.“(Alexander Musik) Kino 46

Der Dummschwätzer USA 1997, R: Tom Shadyac, D: Jim Carrey, Maura Tierney, Jennifer Tilly

„Es ist nicht furchtbar originell, einen Rechtsanwalt als zwanghaften Lügner darzustellen – immerhin verdient er, nach Ansicht der meisten Leute, damit sein Geld. Regisseur Tom Shadyac nutzt geschickt das Potential seines Stars, ohne den Fehler zu machen, Carreys Fratzenschneiderei zu sehr auszukosten. Das Ergebnis ist eine durch und durch nette Familienkomödie mit Moral zum Mitnehmen.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

E

El jardin del eden Mexiko 1994, R: Maria Novaro, D: Renee Coleman, Bruno Bichir / Originalfassung ohne Untertitel

„Die mexikanische Grenzstadt Tijuana ist ein Zufluchtsort für Serena und ihre drei Kinder: Jane, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist, ihr Bruder Frank, der Wale beobachtet, Felipe, der einen Weg in die USA sucht. Ein Film über Lebensträume und ihre Verwirklichung.“(Kommunalkino) Kino 46

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, Die Zeit) Filmstudio, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

F

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Stern

Friedrich und der verzauberte Einbrecher Deutschland 1996, R: Rolf Losansky, D: Friedrich Lindner, Günther Lamprecht

„Friedrich ist ein außergewöhnlich unkompliziertes Kind. Seine alleinstehende Mutter kann sich ohne Probleme ihrer Arbeit widmen und stellt zudem einen Einbrecher mit dem Regenschirm. Der Kleinkriminelle wiederum mutiert zur Leseratte und macht während seiner Haftzeit das Gefängnis zu einem einzigen großen Lesesaal. Mit diesem modernen Märchen huldigt der Regisseur Losanssky dem Friede-Freude-Eierkuchen-Genre. Die Allerkleinsten werden es jedoch gut verdauen können.“(tip) Kino 46

H

Hamlet Großbritannien 1997, R: Kenneth Branagh, D: Kenneth Branagh, Gerard Depardieu, John Gielgud, Jack Lemmon

„Kenneth Branagh ist ein Mann fürs Monumentale, ein Liebhaber des großen Effekts. Wer aber vermutet, Branagh gehe in großem Stil wuchtig gedrängt und prahlerisch aufs Ganze, sieht sich zur Hälfte getäuscht. Denn sein „Hamlet“besitzt weniger dramatische Spannung als vielmehr epische Breite, die allerdings in jeder Hinsicht. Die Handlungsstränge reihen sich mehr nebeneinander auf als ineinander überzugehen, und keiner der vielen Regie-Einfälle und Aspekte, mit Liebe und Hingabe aufgezogen wie Perlen auf einer Schnur, bleibt ungesehen. Wie geschaffen für einen so raumgreifenden Ehrgeiz ist das 70mm-Breitwandformat. Auf derselben Linie liegt die Entscheidung, erstmals die ungekürzte Fassung der First Folio-Ausgabe im Film zu zeigen. Sie beansprucht etwa vier Kinostunden. „To see or not to see“, kalauerte die britische Presse, die den Film mit Respekt und gedrosseltem Enthusiasmus behandelte, angesichts der Länge.“(epd-Film) Schauburg

Harriet, die kleine Detektivin USA 1996, R: Bronwen Hughes, D: Michelle Trachtenberg, Rosie O'Donnell

„Nichts, was in der Gegend passiert, entgeht der Detektivin Harriet, im Zivilberuf Schülerin der sechsten Klasse. Ihre Beobachtungen hält sie in einem Notizbuch fest – als Übung für das angestrebte Dasein als Schriftstellerin. Doch als ihre Mitschüler das Notizbuch in die Finger bekommen, ist die Not groß. Die Charakterisierungen sind nicht eben nett ausgefallen, auch die der Freunde nicht. Was tun, wenn sogar diese zur Widersacherin überlaufen? Am Ende gelingt es Harriet, ihre Freunde zurückzugewinnen, ohne dabei selbst das Gesicht zu verlieren. Sehenswerter Kinderfilm!“(tip) Schauburg

101 Dalmatiner USA 1996, R: Stephen Herek, D: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson

„Das Remake aus der Hölle! In dieser Realfilm-Version sprechen die Hunde nicht mehr, sie wackeln nur noch mit den Köpfen und bellen. Und die Menschen, angeführt von Jeff Daniels und Joely Richardson, wandern durch die ganze Angelegenheit mit einem benommenen, ungläubigen Gesichtsausdruck, was man ja auch durchaus nachvollziehen kann. In ihren Eingangszenen als die böse Cruella DeVil zeigt Glenn Close eine gewisse scharlachrote Freude an ihrer eigenen Monströsität. Aber schnell wird der Zauber und die Feinfühligkeit des Zeichentrickfilms von 1961 durch schwerfällige Grobheiten erschlagen. Ist dies jetzt die offizielle Geschäftspolitik von Disney?“(New Yorker) UFA-Stern, UT-Kinocenter

J

Jack USA 1996, R: Francis Ford Coppola, D: Robin Williams, Diane Lane

„Robin Williams spielt hier einen Zehnjährigen, der zehn mal so schnell altert wie seine Freunde, also ein Kind im Körper eines Erwachsenen. Tom Hanks hat etwas Ähnliches in „Big“gemacht, aber während dort eine schöne Balance zwischen Humor und großem Gefühl gehalten wurde, ist „Jack“nur noch albern und schmalzig. Williams ist hier so irritierend und penetrant wie noch nie, und wie seine Figur springt der Film direkt von der Infantilität in die Senilität, ohne auch nur einen Moment lang erwachsen zu sein. Der Film ist zwar vom Großmeister Coppola inszeniert, aber wer sich dessen Karriere etwas genauer ansieht, weiß auch schon vor diesem Film, daß Coppola für Komödien etwa das gleiche ist wie der Catcher Hulk Hogan fürs klassische Ballett. Als Coppolas Tiefpunkt galt bisher seine Episode in „New York Stories“, die man kaum ertragen konnte, aber „Jack“ist noch schlimmer.“(Christopher Tookey) City

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Jenseits des Krieges Österreich 1995, R: Ruth Beckermann

„Vor dem Hintergrund der Ausstellung „Vernichtungskrieg“hat Ruth Beckermann in Wien 1995 ehemalige Soldaten und Besucher der Ausstellung über ihre Erfahrungen und Erlebnisse befragt. In einer Mischung aus Hilflosigkeit, Ohnmacht, Scham, Opportunismus und ungebrochenem Fanatismus berichten die Zeitzeugen von Verbrechen, die in der Wehrmacht begangen worden sind.“(Produktionsnotizen) Schauburg

K

Kama Sutra USA 1995, R: Mira Nair, D: Sarita Choudhury, Naveen Andrews

„Mira Nairs pseudo-feministische Phantasie von weiblicher Selbstbefreiung und sinnlicher Selbstbestimmung wird ständig konterkariert von dem Umstand, daß die Frauen all ihr Sinnen, Lernen und Bestreben letzlich der Verführung des Mannes widmen. Der Mann lenkt ihr Tun – ihm zu gefallen, ist höchstes Ziel. Diese Welt wird ausgiebig in jenes orange-rot-braune Licht getaucht, das Haut und Haar so auffallend schimmern läßt. Mira Nairs eigentliches Thema, die spirituelle Dimension der Erotik, wird im Film nur vordergründig abgehandelt und bebildert. Dies wird durch aufwendiges Produktionsdesign, folkloristische Kostüme, durch Kunsthandwerk in Form von Tanz-Einlagen und ausgiebiges Abfilmen von Pracht und körperlicher Schönheit einzuholen versucht. Doch Exotik allein ist kein Garant für Aufmerksamkeit, das Ergebnis bleibt flach.“(epd-film) Cinema, Casablanca (Ol)

Die Kammer USA 1996, R: James Foley, D: Gene Hackman, Chris O'Donnell

„Die Liste der Stars, die sich schon für Hollywood in die Todeszelle hockten, ist lang. Und nun gesellt sich noch Gene Hackman dazu. „Dead Man Walking“aus dem Blickwinkel von John Grisham: Da werden die aufstöhnen, die von den Kino-Adaptionen des Bestesellerautoren den Rand voll haben. Doch aus den bisherigen Grisham-Verfilmungen ragt „Die Kammer“heraus. Regiseeur James Foley, Spezialist für tiefschürfende Charakterstudien, serviert ein beklemmendes Kammerspiel, das mehr Familiendram denn Thriller ist. So dürfen wir nun Haudegen Hackman in einem seiner besten Auftritte bestaunen: hager, abgemagert, verbittert, in der Rolle des abgestumpften, unverbesserlichen Rassisten, dessen blinder Haß nicht nur andere Familien zerstört hat, sondern auch die eigene.“(Bremer) City, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Der kleine Unterschied Großbritannien 1996, R: Richard Spence D: Steven Mackintosh, Rupert Graves

„Kim, eine postoperative Transsexuelle, hat sich ihr Leben in biederer Ruhe eingerichtet. Bis sie Paul kennenlernt, einen Jugendfreund aus dem Internat. Er ist ein notorischer Streithahn, den Kims Wandlung ebenso neugierig macht, wie in seiner Männlichkeit verstört. Ihre vorsichtigen Avanchen enden in Ärger mit der Polizei. Diese Konfronatation zwingt Kim zum qualvollen Abschied von ihrer Zurückgezogenheit und zur Emanzipation von ihrem überholten Frauenbild. Humorvolles und einfühlsames britisches Kino.“(tip) Atelier

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Stern

Komm und sieh! UdSSR 1985, R: Elem Klimow, D: Alexej Krawtschenko, Olga Mironowa

„Komm und sieh“von Elem Klimovw ist ein weiterer Versuch der filmischen Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges. Die ebenso poetisch wie packend gefilmte Odysee eines Jungen durch seine verwüstete Heimat, eher grausame Legende als aufbauende Helden-Saga, balanciert auf schwindelerregende Weise zwischen krasser Kriegsnaturalistik und einem verzaubernden Stil unwirklicher Bilder und Töne.“(Wolfgang Brenner) Kino 46

L

Leyenda de una mascara Mexiko 1989, R: Jose Buil, D: Hector Bonilla / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Anläßlich des Todes eines populären mexikanischen Filmhelden, der als „maskierter Engel“bekannt war, erhält der unscheinbare Reporter Olmo Robles den Auftrag, die Identität des Schauspielers zu ergründen. Bei seinen Nachforschungen verstrickt er sich in eine dunkle Intrige.“(Kommunalkino) Kino 46

Lorenz im Land der Lügner Deutschland/Luxemburg 1996, R: Jürgen Brauer, D: Fabian Oscar Wien, Marianne Sägebracht, Rolf Hoppe

„Jürgen Brauer („Gritta vom Rattenschloß“) ist auch mit diesem Film eine sanfte Parabel auf die heuchlerische Welt der Erwachsenen gelungen. Der junge Lorenz wird auf eine Insel verschlagen, auf der die Erwachsenen mit jedem Satz lügen und selbst die Tiere sich verleugnen: Hunde miauen, Katzen bellen. Zusammen mit der gleichaltrigen Elise und dem animierten Kater Hintze gelingt es Lorenz, die Verschwörung aufzudecken. Während viel Kinderfilme sich auf Spezialeffekte beschränken, bleibt Brauer seinem nur scheinbar altmodischen Humanismus und einer unspektakulären, aber psychologisch subtilen Darstellung treu.“(tip) Gondel

Love etc. Frankreich 1996, R: Marion Vernoux, D: Charlotte Gainsbourg, Yvan Attal, Charles Berling

„Lust, Leidenschaft und Leid, eine Frau und zwei Männer: Der Altmeister des verspielten Affärenkinos, Francois Truffaut, hätte wahrscheinlich seine diebische Freude gehabt an diesem Duett zu dritt, das nicht nur beim Trip des Trios ans Meer an den Meilenstein des Dreiecksfilms erinnert. „Love etc.“besticht durch heiter-besinnliche Dialoge wie Monologe, eine trotz aller Tragik unbeschwerte Inszenierung und drei Schauspieler, die ihre Rollen mit ganzer Sinnlichkeit ausfüllen. Und daß die junge Regisseurin die „Jules und Jim“-Hürde mit ihrem Film so souverän nimmt und einem Vergleich standhält, ist wohl das höchste Lob, das man ihr aussprechen kann.“(Bremer) Schauburg, Atlantis

M

Marvins Töchter USA 1996, R: Jery Zaks, D: Meryl Streep, Leonardo DiCaprio, Dianne Keaton, Robert De Niro

„Was auch immer Sie sonst über dieses aus dem Herzen gefühlte Drama denken, man kann nicht verleugnen, daß es ein schweres Pillen-Bombardement ist. Fast jeder in diesem Film scheint krank zu sein, aber er gehört trotzdem zu der Gattung, in der die Menschen am meisten Hilfe brauchen, die einen heilen Körper, aber eine gepeinigte Seele haben. Zaks Film wirkt wie ein Stück besseres Fernsehdrama. Es ist ein Heilungs- und Vergebungspaket, und das eine Element, das es so massiv und starr erscheinen läßt, ist die schwergewichtige Besetzung. Wenn man Robert De Niro dazu bewegen kann, dem verwirrten Mediziner Dr. Wally einen komischen Dreh zu geben, kann man zumindest die Illusion von Substanz garantieren. Tatsächlich gibt es hier solch eine große Dosis von Schauspielerei, die aus jeder Ecke herunterregnet, daß ich den leichten Impuls verspürte, davor in Deckung zu gehen. Keaton und Streep sind bewährte Opponentinnen, und sie spielen hier über fünf Sets: Streep spult mit stählernem Herzen und kettenrauchend eine ihrer Spezialnummern als Allerweltsperson ab, und Keatons Verkörperung des sackenden mittleren Lebensabschnitts fehlen das Makeup, die Eitelkeit und all die traditionellen Verschönerungen einer Hauptrolle. Sie ist so selbstlos, daß man kaum noch weiß, wo man hinsehen soll.“(The New Yorker) Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

Mein Krieg Deutschland 1990, R: Harriet Eder und Thomas Kufus

„Sechs Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg als Kameramänner eingesetzt waren, erinnern sich an ihre ganz speziellen Erfahrungen.“(Kommunalkino) Kino 46

Metro USA 1996, R: Thomas Carter, D: Eddie Murphy, Michael Rapaport

„Keiner quasselt so viel, so schnell und so verqueres Zeug wie Eddie Murphy. Idealbesetzung also für die Rolle des unorthodoxen Polizeipsychologen, der Geiselnehmern lieber ein Loch in den Bauch redet, als ihnen eine Kugel in den Bauch schießt – bis ein Supergangster einen unerbittlichen Privatkrieg anzettelt. Herausragend auch die anderen Darsteller, die Actionsszenen, das Set-Design, die süffisanten Ideen am Rande. Alle Ingredienzen aber sind verschwendet an eine hanebüchene 08/15-Story, die man schon zu oft im Kino über sich ergehen lassen mußte.“(tip) UFA-Palast, Solitaire (Westerstede)

Michel muß mehr Männchen machen Schweden 1973, R: Olle Helbbom, D: Jan Ohlson

Dritte Fortsetzung der lustigen Kinderfilme über die Erlebnisse und Streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Serie durfte auch mal eine Filmreihe über einen frechen Jungen drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Atlantis

Morir en el golfo Mexiko 1989, R: Alejandro Pelayo, D: Blanca Guerra, Enrique Rocha / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Zwischen Santana, dem Bürgermeister eines kleinen Ortes im Südwesten Mexikos, und dem Ortsgewaltigen, Uscanga, entzündet sich ein blutiger Machtkampf um große fruchtbare Ländereien, die in Tourismusgebiete umgewandelt werden sollen. Der Konflikt droht nationale Ausmaße anzunehmen.“(Kommunalkino) Kino 46

N

N!ai, the Story of a !Kung Woman USA 1980, R: John Marshall, Adrienne Miesmer / Originalfassung ohne Untertitel

Der Film erzählt die Geschichte von N!ai, einer !Kung-Frau. Die Schreibweise mit den Ausrufezeichen ist die offizielle Visualisierung der Schnalzlaute der sogenannten „Buschmänner“in der Kalahari. Über einen Zeitraum von 26 Jahren beschreibt Marshall den Wandel, der sich in ihrer Gesellschaft vollzogen hat. Einer der berühmtesten ethnografischen Filme.“(Kommunalkino) Kino 46

Nightwatch Dänemark 1994, R: Ole Bornedahl, D: Nicolaj Waldau, Kim Bodia

„Mit ausgeprägtem Gefühl für Stimmungen nutzt Bornedahl die unheimliche Aura der einsamen Krankenhausflure. Alfred Hitchcock hätte seine Freunde gehabt.“(TV-Spielfilm) Atelier

O

Opa erzählt vom Krieg Deutschland 1977, R: Gerburg Rohde-Dahl

„Ein Film für Kinder, der in Bremen spielt: Ein 7-jähriges Mädchen fragt ihren Opa, warum er nur noch einen Arm hat. So erzählt er ihr von seinen Kriegserfahrungen. Ein Augenzeuge des Krieges, die Regisseurin und die inzwischen 27jährige Hauptdarstellerin werden bei der Vorstellung anwesend sein.“(Kommunalkino) Kino 46

P

Portrait of a Lady USA 1996, R: Jane Campion, D: Nicoel Kidman, John Malkovich

Henry James beschreibt mit Isabel Archer eine perfekte Lady: Schön, intelligent, reich und emanzipiert, nur um sie dann um so tiefer ins Spinnennetz eines teuflischen Verführers tappen zu lassen. Ein düsteres Melodrama, und man muß die Konsequenz bewundern, mit der Jane Campion sich weigerte, es dem Publikum auf Kosten des Buches leichter zu machen. „Portrait of a Lady“ist so perfekt inszeniert, daß sich dies fast gegen den Film wendet. (hip) Gondel

Pueblo de madera Mexiko 1989, R: Juan Antonio de la Riva , D: Alonzo Echanove, Ignacio Guadalupe / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Eine poetische Geschichte aus dem Bergdorf San Miguel de las Cruces, wo die Menschen von der Holzverarbeitung leben, und wo die Freunde Jose Luis und Juan Jose ihre letzten gemeinsamen Ferien erleben, bevor sich ihre Lebenswege trennen.“(Kommunalkino) Kino 46

R

Das Relikt USA 1996, R: Peter Hyams, D: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore

„Mögen Sie Actionhorror pur? Monster-Movies wie „Der Blob“, „Tremors“oder „Aliens“? Dann sitzen Sie im „Relikt“hundertprozentig in der ersten Reihe. Für Schocks und Schauer, Splatter und Spannung sorgt hier eine blutrünstige Schleimkreatur, die sich im morbiden Naturkundemuseum von Chicago eingenistet hat, dort ihr Unwesen treibt und erstmal einem Nachtwächter den Kopf abbeißt. Der Genre-Spezialist vom Dienst, Peter Hyams, haut effektvoll auf den Putz und läßt einen furchteinflößenden Labyrinthgrusler der alten Schule von der Leine: Dunkle Gänge, dunkle Räume, dunkle Ecken und hinter jeder Tür wartet eine Schreckenssekunde auf die Helden und auf uns.“(Bremer) City, UFA-Stern, Solitaire (Westerstede)

Rosanna's letzter Wille USA/Italien/Großbritannien 1996, R: Paul Weiland, D: Jean Reno, Mercedes Ruehl

„Über alles liebt Marcello, Trattoria-Besitzer in einem kleinen italienischen Dorf, seine Frau Rosanna, die unheilbar krank ist. Eigentlich kein idealer Ausgangspunkt für eine heiter-romantische Komödie. Doch Drehbuchautor Saul Turteltaub hat aus einer italienischen Volkserzählung eine im besten Sinne altmodische Komödie gemacht. Voller Zuneigung wird man Zeuge, wie der cholerische Marcello verzweifelt versucht, jedermann am Leben zu erhalten, weil nur noch drei Gräber auf dem Dorffriedhof frei sind. Denn der letzte Wunsch der angeblich Todgeweihten ist es, in Heimaterde begraben zu werden. Der Film setzt auf kauzige Charaktere und den widerborstigen Charme Jean Renos, der der sympathischen Figur des stets hysterischen Gastwirts die unbändige Energie einer Comicfigur verleiht.“(D. Lackner) UT-Kinocenter

Rossini Deutschand 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronica Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach

„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit – erlaubt ist dies nur, weil Dietl so alles umgarnend in sein Werk verliebt ist, verliebt in die Sprache, in die Schauspieler, in die Komödienkunst. Seht her: Da gibt es eine kleine Gesellschaft kennenzulernen, von der man nicht sagen kann, daß sie über sich selbst hinaus etwas bedeute, da wird kein Glück verheißen und nicht behauptet, daß es etwas besseres als Ironie gebe, um sich in die Dinge zu schicken. Wenn dieses Schwabing nicht die Welt ist, gibt es überhaupt keine.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter

S

The Saint – Der Mann ohne Namen USA 1997, R: Philip Noyce, D: Val Kilmer, Elisabeth Shue

„Was versteht man beim Film unter „Franchise“? Antwort: ein lizensiertes Markenzeichen wie James Bond oder Batman. Und was macht, wer ein solches Franchise-Produkt lancieren will, aber außer einer kultig angestaubten Romanfigur und einem 60-Mio-Dollar-Budget keinen blassen Schimmer hat, wie das geht? Antwort: Er klaut, wo's nur geht. Bei dem für die Wiedergeburt von Simon Templar verantwortlichen Paramount-Studio erinnerte man sich zudem an den letzten Hit – „Mission: Impossible“– und verpflichtete Regieroutinier Philip Noyce, der bereits mit zwei Tom-Clancy-Adaptionen seine Franchise-Tauglichkeit bewiesen hatte. Ähnlich wie bei der abstrusen Cruise-„Mission“kümmerten sich die Autoren einen Dreck um Story, Plot und Logik.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast

Set it off USA 1996, R: Gary Gray, D: Jada Pinckett, Quenn Latifah

„Sie sind Girlz N The Hood: Die hart arbeitenden Freundinnen Stony, Frankie, Cleo und Tisean fühlen sich vom System betrogen und verfallen auf eine irre Idee. Von der lokalen Kiezgröße mit Waffen ausgestattet, beginnen sie eine Karriere als Bankräuberinnen. Das löst finanzielle Probleme und sorgt für den richtigen Adrenalin-Kick – bis sich die Lage dramatisch zuspitzt. Der bestechend besetzte Film ist actionreich, hedonistisch, bewegend, cool. Und kommt der Idealvorstellung eines feministischen Thrillers erstaunlich nahe.“(tip) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Shine – Der Weg ins Licht Australien 1996, R: Scott Hicks, D: Geoffrey Rush, Noah Taylor, Armin Mueller-Stahl, John Gielgud

Eines der beliebtesten Klischees über Künstler ist es, daß Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Wenn nun der australische Film „Shine“von einem virtuosen Pianospielers handelt, der in der psychiatrischen Anstalt landet, sind die Erwartungen schon vorprogrammiert. Und werden zum Glück gründlich enttäuscht. Der Regisseur Scott Hicks erzählt hier die wahre Geschichte von David Helfgott, der in den 50er Jahren als Wunderkind am Flügel reüssierte, auf der Bühne nach dem Spielen des berüchtigt schwierigen 3. Pianokonzerts von Rachmaninoff zusammenbrach und nach einer langen geistigen Umnachtung wieder den Weg in die seelische Gesundheit und ans Klavier fand. Armin Mueller-Stahl spielt Davids Vater als eine wahrhaft erschreckende Mischung aus Tyrann und Opfer. Sein Gegenpol ist John Gielgud in einer weiteren schönen Nebenrolle als ein Musikprofessor, der David in London fördert und so etwas wie sein Traumvater ist. Das Wunderbare an diesem Film ist es, das er trotz Geisteskrankheit und Davids gescheiterter Weltkarriere alles andere als deprimierend ist. Dafür ist Hicks ein zu romantischer und warmherziger Erzähler. (hip) Schauburg

Space Jam USA 1996, R: Joe Pytka, D: Michael Jordan, Bugs Bunny, Daffy Duck

„Einen explosiven Cocktail aus Wirklichkeit und Cartoonphantasie hat das Team Reitman/Pytka hier gemixt: Wo sich Bob Hoskins noch mit einem einzigen Zeischntrick-Hasen namens Roger Rabitt herumschlagen mußte, wird Michael Jordan, einer moderenen Alice in MTV-Wunderland gleich, ganz in die Welt der Cartoonfiguren verpflanzt. Während am einen Ende der Geschichte die Gummikörper der Tooney Tunes für überbordende Phantasie sorgen. stehen am anderen Ende Basketballspieler, die sich alle selbst spielen, für einen bizarren Realitätskick.“(epd-Film) UT-Kinocenter

Die Story von Monty Spinnerratz Deutschland 1997, R: Michael F. Huse, D: Lauren Hutton, Beverley D'Angelo

„Die Marionetten der Augsburger Puppenkiste ins Kino zu bringen ist prinzipiell eine tolle Idee. Nur ist sie hier leider völlig verschenkt. Mit Blick auf den US-Markt nahm man ein amerikanisches Kinderbuch als Vorlage und verlagerte damit den Aktionsbereich der „fränkischen Muppets“über den großen Teich. Der Charme der Puppen ist dabei anscheinend irgendwo im Hudson River untergegangen.“(V. Bleek) UFA-Stern, Schauburg

Die Strategie der Schnecke Kolumbien 1993, R: Sergio Cabera, D: Frank Ranirez, Florina Lemaitre

„Als die Räumung ihres Nachbarhauses durch Immobilienhaie droht und alle rechtlichen Mittel nicht helfen, greifen die Bewohner zur direkten Aktion: Heimlich tragen sie das Innere des Gebäudes ab und lassen nur die Fassade übrig. „Die Strategie der Spinne“ist populäres lateinamerikanisches Kino im besten Sinne: Politisch engagiert, aber gleichzeitig mit viel Kraft und Spaß inszeniert.“(tip) Cinema

T

Tage wie dieser... USA 1996, R: Michael Hoffman, D: Michelle Pfeiffer, George Clooney

„In dieser gefälligen, wenn auch etwas zu lange köchelnden romantischen Komödie treffen sich die beiden gehetzten alleinerziehenden Eltern George Clooney und Michelle Pfeiffer an dem nervigsten Tag ihres Lebens. Er ist Journalist bei einer Boulevardzeitung, sie ist Architektin. Beide haben zu viel zu tun und niemanden, der für diesen Tag auf ihre Kinder aufpasst. Obwohl sie sich auf den ersten Blick nicht leiden können, einigen sie sich nach einigem Zögern darauf, für diesen Tag die Elternpflichten zu teilen. Pfeiffers Sohn und Clooneys Tochter haben aber ihre eigenen Pläne und spielen ihren Eltern einen Streich nach dem anderen. Bei den komischen Streitigkeiten versuchen die beiden Stars sich gegenseitig auf bewunderswertem Niveau die Show zu stehlen. Aber leider dauert es eine kleine Ewigkeit bis zu dem Kuß, der sie zusammenbringt und so das fanatisch romantische Idealpublikum solcher Filme befriedigt. Wundern Sie sich also nicht, wenn jemand im Kino schreit: „Nun küss' ihn doch endlich!“(International Herald Tribune) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

U

Unruhige Nacht Deutschland 1958, R: Falk Harnack, D: Bernhard Wicki, Hansjörg Felmy, Werner Hinz

„Während des Rußlandfeldzuges verbringt ein in seinem Gewissen beunruhigter protestantischer Militärpfarrer die letzte Nacht mit einem Soldaten, der vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt wurde, weil er aus Liebe fahnenflüchtig war. Der Prolog des ernstzunehmenden Antikriegsfilms nach der Novelle von Albrecht Goes wendet sich warnend an die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr, deren Errichtung Mitte der fünfziger Jahre vom Bonner Parlament gebilligt worden war.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46

V

Vertrauter Feind USA 1997, R: Alan J. Pakula, D: Brad Pitt, Harrison Ford

„Wer ein rechtschaffender Ire ist, läßt einen Landsmann in der Fremde nicht verkommen. So gibt der New Yorker Streifenpolizist Harrison Ford Brad Pitt, der frisch aus Belfast gekommen ist, eine Bleibe. Daß das keine gute Idee ist, zeigt der Film. Pitt entpuppt sich als IRA-Untergrundkrieger, der in den USA eine Ladung Raketen beschaffen soll. Als der brave Ford das spitzkriegt, wird einerseits aus dem Krimi ein tränenschweres Männerfreundschaftdrama und geht andererseits ein so mächtiges Geballer los, daß der Krieg in Belfast fast idyllisch erscheint.“(Der Spiegel) UFA-Stern

14 Tage lebenslänglich Deutschland 1996, R: Roland Suso Richter, D: Kai Wiesinger, Michael Mendl, Sylvia Leifheit

„Wenn ein Film mit einer derart kalten, gefühlslosen Sexszene beginnt wie dieser, dann ahnt man schon, daß es anders läuft als in all den Komödien und Beziehungsfilmchen aus deutschen Landen. Für Roland Suso Richters sehenswertes Knastpsychodrama magerte Kai Wiesinger deutlich ab; auch optisch wollte er sich deutlich von seinem bisherigen „Softie“-Image distanzieren. Um seine verschuldete Kanzlei medienwirksam ins Gespräch zu bringen, akzepiert der arrogante Junganwalt Wiesinger eine Erzwingungshaft von 14 Tagen für nichtbezahlte Parktickets. Doch kurz vor seiner Entlassung wird in seiner Zelle eine große Menge Kokain gefunden, und er wird zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Er weiß, daß er reingelegt worden ist. Und er ahnt auch, von wem ...“(Tv-Spielfilm) Ufa-Stern

W

William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Z

Zeit der Sinnlichkeit Großbritannnien 1996, R: Michael Hoffman, D: Robert Downey Jr., Sam Neill, Meg Ryan

„,Restauration' (so der viel sinnvollere Originaltitel), angesiedelt während der Regentschaft Charles II, der als „merry monarch“das Zeitalter der englischen Aufklärung einläutete, schildert den Reifeprozeß eines jungen Hallodris, den das Schicksal abwechselnd reich beschenkt und hart bestraft. Ein Ausstattungswunder ist dieser Film, üppig und verschwenderisch wie die dekadenten Herrscher jener Tage. Dabei zelebriert er den Luxus ebenso wie das Elend, und fast ist man erstaunt, daß es Regisseur Michael Hoffman gelingt, sich nicht nur auf die Dekors und die hübsch nacheinander auftretenden Stargäste zu konzentrieren, sondern auch eine durchaus schlüssige Geschichte zu erzählen.“(epd-Film) UT-Kinocenter

2 Tage L.A. USA 1996, R: John Herzfeld, D: James Spader, Teri Hatcher, Danny Aiello

John Herzfeld läßt in seinem Debütfilm eine ganze Reihe von Figuren eher zufällig aufeinandertreffen. Wie durch ein unsichtbares Netz werden die einzelnen Charaktere und Erzählstränge immer näher und zwingender zueinandergeführt. Ganz ähnlich hat Robert Altman L.A. in „Short Cuts“portaitiert, aber Herzfeld ist längst nicht so pessimistisch und moralisch wie dieser. „2 Days in the Valley“entpuppt sich mit der Zeit als romantische Thriller-Komödie. Und auch wenn er Los Angeles als ein gefährliches Babylon schildert, zeichnet er einige seiner Figuren so liebevoll und menschlich, daß sie auf Erlösung hoffen dürfen. (hip) Schauburg

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