Taipeh statt Bad Münstereifel

■ Asienwochen nicht nur bei McDonald's, auch beim WDR: Mit dem Film "Auf Streife" beginnt eine Fernost-Reihe (23 Uhr)

Wenn im radikal durchprovinzialisierten WDR-Fernsehen überhaupt noch Menschen vorkommen, die nicht im Großraum Warburg/Bad Münstereifel gemeldet sind, so geschieht das in der Regel erst um Mitternacht. Und meist ist an solch kühnen Ausflügen in den Rest der Welt die rührige Filmredaktion des Senders beteiligt. So startet sie heute eine Reihe mit fünf asiatischen Filmen aus den Neunzigern, die hier – teils synchronisiert, teils untertitelt – allesamt erstmals im deutschen Fernsehen zu bestaunen sind.

Den Auftakt macht heute abend „Auf Streife“ von der chinesischen Regisseurin Ning Ying. Ein formal unspektakulärer Spielfilm, der mit einer ungeschnittenen, schier endlosen Drahteselfahrt beginnt und auf diese Art den aberwitzigen Alltag von Polizisten in Peking aufs Korn nimmt. Gelangweilte Staatsdiener in Uniform, die im Fernsehen fasziniert tollkühne US-Cops in irgendwelchen Krimiserien bewundern, während in ihrem Bezirk so gut wie nichts passiert. Keine Drogenmafia, keine Killer, denen man mit quietschenden Fahrradreifen nachjagen könnte. Allenfalls, daß da mal ein tollwütiger Hund zu erlegen oder ein Pornodealer zu verhaften ist, der Fotos von Bikinimädchen unters Volk bringt. Ansonsten rauchen die Uniformierten eifrig vor sich hin, füllen endlose Formulare aus und halten ein geradezu kafkaeskes Spitzelsystem am Laufen. Ein listiger Film, den Chinas gestrenge Zensoren womöglich für unbedenklich gehalten haben, weil er im Prinzip doch nichts anderes als den Dienst ordentlicher Beamter zeigt. Woran ja nichts Schlechtes sein kann.

Am 19. Juni folgt mit „301-302: Der Fall ist gegessen“ eine koreanische Produktion um eine seltsame Frauenbeziehung zwischen opulenter Kocherei, Literatur, Sex und Askese. Und am 21. Juni dreht sich in dem irrwitzigen Streifen „Ein heißes Dach“, der manchmal so aussieht, als hätte sich eine angeheiterte Margarethe von Trotta an einem Remake von „Themrock“ versucht, noch einmal alles um die Rolle der Frauen im (koreanischen) Geschlechterkampf. In „Mahjong“ (23. Juni) versuchen ein paar Ausländer vergebens, sich in der Halbwelt von Taipeh zurechtzufinden. Und zu guter Letzt beschäftigt sich die taiwanisch-chinesische Koproduktion „Die große Schuld des Bürgers Ko“ am 26. Juni mit den Gewissensnöten eines alten Mannes, der im Taiwan der fünfziger Jahre unter Folter einen Freund verraten hat. Reinhard Lüke