■ Soundcheck
: Gehört: David Bowie

Gehört: David Bowie.Als David Bowie zum ersten Mal „The Man Who Sold The World“spielte, habe ich gerade sprechen gelernt, und man könnte meinen, das sei traurig, daß ich damals noch nicht auf Konzerte gehen konnte. Ist es aber gar nicht, denn vor zwei Tagen hat Bowie das Lied nur für mich und noch ein paar andere Leute in der Großen Freiheit 36 gespielt, und das war viel, viel größer als viele tolle Sachen, die er bisher gemacht hat. Seit fast dreißig Jahren ist dieser Mann berühmt und erfolgreich, er hat die schönste Frau der Welt, und seit der Erfindung der B-Aktie braucht er sich nie wieder Gedanken über Geld zu machen – kein Wunder also, daß er ziemlich cool drauf ist.

Cool ist auch die Idee, eine große Europa-Tournee in St. Pauli zu beginnen, aber zum Glück war das Konzert überhaupt gar nicht unterkühlt: Daß Bowie riesigen Spaß hatte, das ließ er sich gerne bei jedem Ton, jeder Bewegung und bei jedem Blick anmerken. Mit seiner erstklassigen vierköpfigen Band gelang ihm ein dreistündiger Auftritt, der sich wie ein Zugaben-Marathon anfühlte und bei dem neue Musik-Ideen eine schöne Verbindung eingingen mit alten Hits wie „The Jean Genie“und „Fame“. Da Playbacks mittlerweile zu jeder guten Pop-Show gehören, wirkte das alles auch musiktechnisch völlig unverkrampft, und so hat David Bowie seine Gäste ganz, ganz glücklich gemacht. Mehr geht nicht bei einem Konzert.

Nele-Marie Brüdgam