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Diskrete Machtprobe

■ HEW-Beteiligung an der schwedischen Sydkraft überrumpelte PreußenElektra

Johannes Altmeppen, Sprecher der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW), wiegelt ab. „Es gibt keine Differenzen mit der Preußen Elektra“(Preag). An dem Gerücht, der Preag sei es sauer aufgestoßen, daß sie nicht vor Vertragsabschluß von dem im April erfolgten Ankauf einer 15,7prozentigen Beteiligung an dem schwedischen Energieunternehmen „Sydkraft“durch die HEW erfuhr, sei „nix dran“. „Die Preag sieht das genauso“, blockt Altmeppen weitere Nachfragen ab.

Doch der Kommentar von Preag-Sprecherin Petra Ullmann hat einen anderen Zungenschlag: „Wir sind von dem Anteilskauf überrascht worden.“Tatsächlich bereitete der Hamburger Stromkonzern nach inoffiziellen HEW-Informationen den Aktien-Ankauf als „Top-Secret“-Aktion vor. Er habe das Geschäft „diskret vorbereitet“, rühmt sich HEW-Vorstandschef Manfred Timm. So diskret, daß die Preag, die seit Januar 12,5 Prozent der HEW-Aktien besitzt und mit den HEW vier AKWs betreibt, über den Deal erst informiert wurde, als dieser längst in trockenen Tüchern war.

„Stocksauer“, so schimpfte Preag-Vorstand Hans-Dieter Harig in kleinem Kreis, sei er über den Alleingang der HEW gewesen. Doch Harig hat Pech. Zwischen den HEW und der Preag ist nur vereinbart, daß sich beide über ihre Geschäfte „informieren“. Die Information erfolgte, wenn auch spät.

Der Aktiendeal paßt der Preag nicht ins Konzept. Da auch die Sydkraft an den HEW und die Preag an der Sydkraft beteiligt ist, prüft das Bundeskartellamt zur Zeit, ob es aus wettbewerbsrechtlichen Gründen den Verkauf der HEW–Anteile an die Preag rückwirkend untersagen kann. Die Sydkraft-Beteiligung der HEW liefert den Berliner Wettbewerbshütern nun neue Argumente. Die Preag kann jetzt kaum weitere HEW- oder Sydkraft-Anteile erwerben, ohne noch stärker ins Visier der Kartell-Verhinderer zu geraten.

In der Preag-Zentrale wird hinter vorgehaltener Hand von einer „Machtprobe“des schweigsamen Manfred Timm gesprochen. Der aber pocht auf die „unternehmerische Freiheit“des hanseatischen Stromversorgers. Marco Carini

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