Schlacht um Kongo-Brazzaville

■ Gabun vermittelt zwischen Präsident Lissouba und Oppositionschef Sassou-Nguesso. Frankreich schickt Truppen

Brazzaville (AP/taz) – Ungeachtet diplomatischer Bemühungen um einen Waffenstillstand sind die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Milizionären in Brazzaville gestern seit den frühen Morgenstunden mit unverminderter Härte fortgesetzt worden. Flüchtlingen, denen per Kanu die 20minütige Überquerung des Kongo-Flusses nach Kinshasa glückte, berichteten von andauernden Plünderungen. Seit Freitag haben Regierungssoldaten Waffen an Zivilisten verteilt, um gegen die Miliz des Exdiktators Sassou-Nguesso zu kämpfen. Gestern rückte Sassou-Nguessos rund 5.000 Mann starke Privatarmee dennoch weiter vor. Sie soll nun nach dem Regierungssitz auch das Rundfunk- und Fernsehgebäude eingenommen haben und von Norden her in die Stadtmitte vorgerückt sein, wie Augenzeugen sagten.

Heute soll Sassou-Nguesso mit Premierminister Charles David Ganao zusammentreffen. Dies folgt, nachdem ein Vermittlungsvorschlag des Präsidenten von Gabun, Omar Bongo, durch Pascal Lissouba, Präsident von Kongo- Brazzaville, angenommen worden ist. Lissouba hatte zuvor einen Waffenstillstand angeboten. Sassou-Nguesso sagte, er werde einer Verhandlungslösung nur zustimmen, „wenn Präsident Lissouba anerkennt, daß er die Einkesselung meiner Residenz angeordnet hat, um mich umzubringen, wenn die Bombardierungen der nördlichen Viertel von Brazzaville mit schwerer Artillerie sowie die Ermordung von Oppositionskadern und die Plünderungen ihrer Residenzen aufhören“.

Frankreich verstärkte derweil sein in Brazzaville stationiertes Truppenkontingent nach offiziellen Angaben von 500 auf 950 Mann. Dabei werden auch Einheiten aus Gabun und der Zentralafrikanischen Republik nach Kongo- Brazzaville verlegt. Die Soldaten sollen Franzosen und Deutsche nach Gabun evakuieren. Die USA sahen sich gestern außerstande, ihre Evakuierung anderer Ausländer fortzusetzen.