Opfer ohne Publikum vernommen

■ Prozeßbeginn: Mann mißbrauchte Stieftochter jahrelang

Berlin (dpa/taz) – Mehr als tausendmal soll ein 42jähriger Mann aus dem Kreis Oberspreewald- Lausitz seine Stieftochter mißbraucht haben. Er muß sich seit gestern vor dem Landgericht in Cottbus verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, sich nach dem Tod seiner Ehefrau von 1983 bis 1995 an der heute 25jährigen Stieftochter vergangen zu haben. Die Anklage gegen den gelernten Maurer lautet auf sexuellen Kindesmißbrauch, sexuelle Nötigung und erzwungenen außerehelichen Geschlechtsverkehr. Anhand der Erinnerung der jungen Frau hatte die zuständige Staatsanwältin die einzelnen Mißbrauchsfälle über die zwölf Jahre hinweg in einer Art Hochrechnung zusammengestellt.

Der Beschuldigte bestritt zu Prozeßbeginn erneut die Vorwürfe. Zu intimen Kontakten mit seiner Stieftochter sei es erst gegen Ende 1989 – nach ihrem 18. Geburtstag – gekommen. Die Öffentlichkeit blieb von der Zeugenvernehmung des Opfers ausgeschlossen. Im Mai 1995 hatte die junge Frau ihren Stiefvater angezeigt. 1991 hatte sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft schon einmal Anzeige erstattet, diese jedoch wieder zurückgezogen. ank